Mahnwachen gegen Atomenergie:"Fukushima ist überall!"

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"Atomkraft Nein Danke": In ganz Bayern wird es zahlreiche Mahnwachen gegen Atom geben. Während sich die AKW-Gegner organisieren, debattiert die Politik.

Die Welt blick gebannt nach Japan. Während die Angst vor einer Atom-Katastrophe wächst, debattiert Deutschland erneut über einen Ausstieg aus der Atomenergie. Für den heutigen Montag gibt es im Freistaat zahlreiche Mahnwachen gegen Atomenergie. "Fukushima ist überall!" - Unter diesem Motto hat das Anti-Atom-Bündnis "KettenReaktion Bayern" zu Demonstrationen aufgerufen. In zahlreichen Städten und Gemeinden im Freistaat wollen Atomkraftgegner ihre Betroffenheit über die Katastrophe in Japan zeigen.

"Atomkraft Nein Danke": Bereits am Samstag hatten knapp 60 000 Atomkraftgegener in Baden-Württemberg mit einer Menschenkette für den sofortigen Ausstieg aus der Atomenergie demonstriert. Am heutigen Montag werden bundesweit Mahnwachen gegen Atomenergie stattfinden. (Foto: dapd)

In München soll die Mahnwache um 19 Uhr am Karlsplatz stattfinden, aber auch in Passau (Ludwigsplatz, 18 Uhr), Augsburg (Rathaus, 18 Uhr und Königsplatz, 18.30 Uhr), Nürnberg (Narrenschiff, 18 Uhr), Würzburg (Kiliansbrunnen, 18 Uhr) oder Ingolstadt (Kreuzung am Stein/Ludwigstraße, 18 Uhr) kommen Atomkraftgegner zu Kundgebungen zusammen. In Regensburg werden sich die Demonstranten bereits um 16:30 Uhr am Bahnhofsvorplatz treffen. Von dort ist dann geplant, gemeinsam weiter zur Mahnwache Isar I nach Landshut zu fahren. Vor dem Tor 13 des Kraftwerks gibt es bereits seit mehreren Wochen jeden Montag eine Mahnwache. Auf der Internetseite der Vereinigung ".ausgestrahlt" werden alle Aktionen in ganz Deutschland gelistet. Bundesweit werden Mahnwache in weit über 200 Städten und Gemeinden stattfinden.

Neben der Kundgebung an dem heutigen Montag, hat das Anti-Atom-Bündnis "KettenReaktion Bayern" bereits eine weitere Aktion für den 4. Juni geplant. Dann soll der Atommeiler Isar I bei Landshut mit einer Menschenkette umzingelt werden.

Söder: "Es braucht eine grundlegende Debatte"

Unterdessen ist nach den Atomunfällen in Japan auch in der Politik in Bayern die Debatte um die Sicherheit von Kernkraftwerken neu entbrannt. Bayerns Umweltminister Markus Söder verlangt als Konsequenz aus den Störfällen in der japanischen Atomanlage Fukushima einen rascheren Umstieg auf erneuerbare Energien.

"Es braucht einfach noch einmal eine grundlegende Debatte über alle möglichen Risiken und Schutzmechanismen dazu", sagte der CSU-Politiker im Interview mit der Süddeutschen Zeitung. Der Umstieg auf erneuerbare Energiequellen müsse "schneller umgesetzt werden, als bisher geplant".

Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP) ist gegen einen abrupten Ausstieg aus der Atomkraft. "Ein sofortiger Verzicht auf die Kernenergie ist für einen rohstoffarmen Industriestandort wie Bayern nicht möglich", erklärte Zeil. "Wir brauchen die Kernenergie als Brücke zur Energieversorgung der Zukunft." Mit der Atomrechtsnovelle zur Laufzeitverlängerung seien die "Sicherheitsanforderungen an die deutschen Kernkraftwerke, die sowieso als die sichersten der Welt gelten, weiter erhöht und zudem dynamisiert worden", betonte Zeil. "Nichtsdestotrotz müssen sie im Lichte der Ereignisse in Japan erneut auf den Prüfstand."

Die Landtags-SPD fordert eine Regierungserklärung der Staatsregierung. Die bayerische Staatsregierung müsse bei der Plenarsitzung am kommenden Donnerstag darlegen, welche Konsequenzen sie aus dem Vorfall in Japan für die Atompolitik des Landes ziehen werde, sagte der energie- und umweltpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Ludwig Wörner.

Ein "Weiter so" könne es vor allem bei den Siedewasserreaktoren nicht geben. Die Situation in Japan führe einmal mehr auf erschreckende Art und Weise vor Augen, wie hochgefährlich Kernenergie sei. Wörner sagte der dapd, er ärgere sich über den laxen Umgang mit dem Begriff "Restrisiko" in Diskussionen über die Sicherheit der Atomkraft. Es sei, wie jetzt in Japan zu sehen, gerade dieses Restrisiko, das einem zum Verhängnis werden könne. "Wir haben bisher einfach immer Glück gehabt", sagte er.

Auch der Präsident des Deutschen Naturschutzrings (DNR), Hubert Weinzierl, fordert angesichts der Ereignisse in Japan die Bundesregierung zur sofortigen Kehrtwende in der Atompolitik auf. "Was muss denn eigentlich noch passieren, damit die endlich umkehren?", fragte Weinzierl. "Das ist die Botschaft: Es muss jetzt unbedingt das Ende der Atomenergie proklamiert werden", sagte der DNR-Chef. Ein Atomunfall sei auch in der Bundesrepublik möglich, sagte Weinzierl der Nachrichtenagentur dpa. "Wo Menschen tätig sind, werden Fehler gemacht."

© sueddeutsche.de/dpa/dapd-bay/caj - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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