Kirche:Zwei Flüchtlinge aus Regensburger Pfarrheim sitzen in Abschiebehaft

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Die Männer hatten dort Zuflucht gesucht und wollten ihr Bleiberecht in Deutschland erzwingen. Doch damit hätten sie sich an den Falschen gewandt, sagt die Kirche.

Von Andreas Glas, Regensburg

Am Montagabend um 18.15 Uhr fährt ein schwarzer Kastenwagen aus der schmalen Gasse, die zum Pfarrheim Sankt Emmeram führt. Auf den Rücksitzen, hinter verspiegelten Scheiben, sitzen jene fünf Menschen, die am längsten im Pfarrheim ausgeharrt haben. Am Ende mussten die fünf einsehen, dass sie keine Chance haben gegen mehrere Dutzend Polizisten, die das Pfarrheim umzingeln.

Am Tag danach befinden sich die zuletzt noch insgesamt 16 Balkanflüchtlinge bereits wieder in den Asylbewerberunterkünften in Hamburg und Baden-Württemberg, von wo aus sie nach Regensburg gekommen waren. Zwei Männer aus Mazedonien und Kosovo kamen dagegen noch am Dienstag in Abschiebehaft, weil bereits ein entsprechender Haftbefehl vorlag.

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Seit Anfang Juli hatten zunächst 50 Flüchtlinge beim Regensburger Bistum Zuflucht vor ihrer drohenden Abschiebung gesucht - erst im Dom, später zogen sie ins Pfarrheim um. Auf diese Weise wollten die Menschen ihr Bleiberecht in Deutschland erzwingen.

"Uns war von Anfang an wichtig, dass Menschen, die in Not zu uns kommen und um Hilfe bitten, nicht im Stich gelassen werden", sagte Regensburgs Generalvikar Michael Fuchs, dessen Bistum die Flüchtlinge vier Wochen lang duldete und versuchte, sie zur Rückkehr in ihre Unterkünfte zu überreden. Weil dies nicht in allen Fällen gelang, hatte das Bistum am vergangenen Freitag Anzeige wegen Hausfriedensbruch erstattet. Am Montag folgte die Räumung durch die Polizei.

Das "gewaltsame Eindringen" in Kirchenräume soll nicht Schule machen

Der Bayerische Flüchtlingsrat kritisiert den Polizeieinsatz, weil die 16 Flüchtlinge kurz zuvor angekündigt hatten, das Pfarrheim freiwillig zu verlassen. Der Kirche wiederum wirft der Flüchtlingsrat vor, den Flüchtlingen keine Gelegenheit gegeben zu haben, dass deren Asylanträge noch einmal von den Behörden geprüft werden.

Das Bistum antwortet in einer Mitteilung, es dürfe "nicht Schule machen, durch das gewaltsame Eindringen in offene kirchliche Räume staatliche Regelungen umgehen zu wollen oder Kirchen als Protestbühne zu missbrauchen". Die Kirche sei nicht der Staat, von Anfang an habe sich der Protest an den falschen Adressaten gewandt.

© SZ vom 10.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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