Invasive Art:Eindringling aus Fernost breitet sich in Bayern aus

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Die Chinesische Teichmuschel ist die größte Muschelart überhaupt. (Foto: TUM)
  • Die Chinesische Teichmuschel gehört zu den invasiven Arten und ist immer häufiger in Bayern zu finden.
  • Sie verdrängt nicht nur andere Muschelarten, sondern auch Fische - darunter streng geschützte wie den Bitterling.
  • An der TU München soll nun erforscht werden, wie weit sich der Einwanderer aus Fernost bereits ausgebreitet hat.

Von Christian Sebald, München

Die Chinesische Teichmuschel ist schon von ihren Ausmaßen her sehr auffällig: Mit einer Schalenlänge von mehr als 25 Zentimeter ist sie die größte Muschelart überhaupt, die man in hiesigen Gewässern antreffen kann. Ein anderes charakteristisches Merkmal ist die rötlich-braune Färbung ihrer Schalen.

Außerdem hat die Chinesische Teichmuschel eine unangenehme Eigenschaft: Sie zählt zu den invasiven Arten, sie hat also das Zeug dazu, einheimische Arten zu verdrängen, bis diese mehr oder weniger ausgerottet sind. Und zwar nicht nur andere Muschelarten wie zum Beispiel die Gemeine Teichmuschel, die Malermuschel oder die Bachmuschel, die alle bereits unter Schutz stehen. Sondern auch den Bitterling, einen ebenfalls streng geschützten heimischen Karpfenfisch.

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Die Chinesische Teichmuschel stammt, wie der Name sagt, aus Fernost. "Nach Mitteleuropa kam sie durch asiatische Fische, die mit den Larven der Muschelart infiziert waren", erklärt die Muschel-Expertin Katharina Stöckl. Sie arbeitet an der Technischen Universität München und zwar an der "Muschelkoordinationsstelle Bayern".

Fluss- und Teichmuscheln vermehren sich alle auf die gleiche Art. Die Glochidien, wie ihre Larven in der Fachsprache heißen, leben eine Zeit lang als Parasiten in der Haut und den Kiemen von Wirtsfischen - im Fall der Chinesischen Teichmuschel sind das der ebenfalls aus Fernost eingeschleppte Gras- und der Silberkarpfen sowie der Blaubandbärbling. Aber auch in heimischen Fischarten wie dem Karpfen, dem Rotauge oder dem Gründling fühlen sich die Larven wohl. Zuerst wurde die Chinesische Teichmuschel in Ungarn nachgewiesen. Von dort gelangte sie über die Donau nach Bayern und andere mitteleuropäische Länder.

Es gibt aber noch einen zweiten Weg, über den sich die Chinesische Teichmuschel rasant ausbreitet. "Viele Gartenbesitzer kaufen sie im Aquaristikhandel oder im Internet und setzen sie in die Teiche in ihren Gärten ein", sagt Stöckl. "Die meisten wissen gar nicht, dass es sich um eine invasive Art handelt, die denken sogar, dass es eine heimische Muschelart ist." Im Freistaat hat man die Chinesische Teichmuschel bislang vor allem in Altwässern der Donau und Fischzuchten gefunden.

Forschungsprojekt zur Ausbreitung der Muschel

"Das hört sich zunächst gar nicht einmal so dramatisch an", sagt Stöckl. "Aber wenn so eine invasive Art erst einmal da ist, dann ist sie nicht mehr zu stoppen." In der ungarischen Donau gibt es bereits Flussabschnitte, in denen der Boden über und über mit Chinesischen Teichmuscheln bedeckt ist. Wie es in Bayern aussieht, wollen Muschel-Expertin Katharina Stöckl und das Landesamt für Umwelt jetzt ermitteln. Im Rahmen eines Monitoring-Projekts sollen ihnen Teichbesitzer und Fischer, aber auch interessierte Laien Fotos und Fundorte von Chinesischen Teichmuscheln zuschicken - an diese Mailadresse.

Und was ist mit dem Bitterling, warum ist die Chinesische Teichmuschel auch eine Gefahr für den streng geschützten Karpfenfisch? Der Bitterling vermehrt sich wie die Fluss- und Teichmuscheln. Er legt seine Eier in deren Kiemen ab. Seit die heimischen Muschelarten immer öfter von der Chinesischen Teichmuschel verdrängt werden, will der Bitterling jetzt auch sie als Wirtin für seine Eier nutzen. "Das Problem ist nur, dass die Chinesische Teichmuschel das nicht mitmacht", sagt Stöckl. "Sie scheidet die Bitterling-Eier in kürzester Zeit wieder aus."

© SZ vom 02.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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