Immobilien:Lindau verhängt Stopp für Ferienwohnungen

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Früher lebten einmal 6000 Menschen auf der Insel Lindau. Heute sind es nur noch 3000. In der Altstadt gibt es bereits 61 Ferienwohnungen. (Foto: dpa)
  • Für die Lindauer Altstadt gilt ein Stopp für Ferienwohnungen.
  • Damit will die Stadt bezahlbaren Wohnraum für Einheimische erhalten.

Von Christian Rost, Lindau

In der Altstadt von Lindau dürfen keine weiteren Wohnungen in Ferienwohnungen umgewandelt werden. Der Stadtrat hat einstimmig ein solches Verbot beschlossen, um zu verhindern, dass immer mehr Urlauber die Insel bevölkern, während Einheimische keinen Wohnraum finden.

An der Abstimmung durften sich sieben der insgesamt 30 Stadträte nicht beteiligen, weil sie befangen sind. Entweder bieten sie selbst Ferienwohnungen an oder Verwandte. Vor der Stadtratssitzung am Mittwochabend hatte die Verwaltung überprüft, welche Räte von dem Thema als potenzielle Vermieter von Ferienwohnungen selbst betroffen sind.

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Nach den Angaben der Stadt lebten einst 6000 Menschen auf der Insel Lindau, heute sind es nur noch 3000. Der Tourismus andererseits boomt. 61 Ferienwohnungen gibt es bereits in der Altstadt. Und der Stadtverwaltung lagen zuletzt weitere 26 Anträge für neue Ferienwohnungen vor. Daneben bieten offenbar zahlreiche weitere Immobilienbesitzer ohne Genehmigung Wohnungen für Touristen an.

Um diese Entwicklung zu stoppen, wurde nun das vorläufige Umwandlungsverbot beschlossen. "Es besteht eine Gefahr in der enormen Anzahl und der räumlichen Häufung der Ferienwohnungen auf der Insel Lindau", heißt es in der Vorlage, über die die Stadträte abstimmten. Haushalte mit kleineren und mittleren Einkommen fänden schon jetzt keinen Wohnraum mehr.

Eine bezahlbare Wohnung in der Stadt am Bodensee zu finden, ist gerade für Arbeitnehmer in weniger gut bezahlten Branchen wie der Pflege oder der Gastronomie schwer. Das Rathaus hat deshalb ein Wohnungsbauprogramm auf den Weg gebracht, mit dem von diesem Jahr an jährlich 100 neue Wohnungen gebaut werden sollen.

Auch das Ferienwohnungsverbot soll dazu beitragen, dass sich die Situation nicht weiter verschärft. Doch nicht allein die Wohnungsnot war ein Argument, die Zahl der Ferienwohnungen zu beschränken. Teilweise seien außerhalb der Tourismussaison ganze Gassen in der Altstadt wie ausgestorben, weil dort fünf von sechs Häusern nur noch an Urlauber vermietet würden, so Jürgen Widmer, Sprecher der Stadt.

Das Überangebot wirkt sich also bereits auf das soziale Miteinander aus, und es stand zu befürchten, dass bei einer weiteren Verdrängung der Bevölkerung die Einwohnerzahl auf der Insel auf ein bedenkliches Maß schrumpft. Dann wäre auch die Infrastruktur betroffen. Wenn Schulen oder Kindergärten nicht mehr ausreichend belegt sind, droht die Schließung.

Auch auf die Nahversorgung könnte es sich auswirken, wenn nicht mehr genügend Kunden in den einzigen größeren Lebensmittelmarkt auf der Insel kommen. Der Betreiber könnte sich zurückziehen. Das würde eine weitere Verödung der Altstadt bedeuten. Das Ferienwohnungsverbot soll überdies einen "Niedergang des Ehrenamtes und Vereinslebens" verhindern. Stadtsprecher Widmer zeigte aber auch Verständnis für die Anbieter von Ferienwohnungen. Das sei ein gutes Geschäft, "die wollen ihre Rendite".

© SZ vom 09.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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