G-7-Gipfel:Elmau fürchtet den schwarzen Block

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Idylle: Ein Grund für die Wahl von Schloss Elmau als Tagungsort für den G-7-Gipfel ist, dass sich die Politiker schöne Fernsehbilder erhoffen. (Foto: dpa)
  • Am 7. und 8. Juni findet der G-7-Gipfel in Elmau statt.
  • Das Treffen könnte ähnliche Randale hervorrufen wie die Einweihung der EZB-Zentrale in Frankfurt.
  • Rund um den G-7-Tagungsort Elmau sorgt man sich nun um die Sicherheit.

Von Heiner Effern, München

Die Bilder, die in Garmisch-Partenkirchen, Krün oder Mittenwald haften bleiben, sind Bilder der Gewalt. Brennende Polizeiautos. Vermummte Menschen, die Fensterscheiben einschlagen. Polizisten in Kampfausrüstung. "Ich bin total erschrocken, da brauchen wir nicht drumherum zu reden", sagt Sigrid Meierhofer, Bürgermeisterin von Garmisch-Partenkirchen. Denn Szenen wie bei den Protesten vor dem neuen Sitz der Europäischen Zentralbank in Frankfurt könnten sich diesen Sommer auch in Garmisch-Partenkirchen abspielen. Am 7. und 8. Juni findet der G-7-Gipfel in Elmau statt. Ein Treffen, das Gegner womöglich genauso wütend macht wie die Einweihung der EZB-Zentrale in Frankfurt. "Natürlich mache ich mir Sorgen. Alles andere wäre gelogen", sagt Meierhofer.

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Am 6. Juni soll in Garmisch-Partenkirchen eine Großdemonstration stattfinden. Angemeldet werden muss diese beim Landratsamt Garmisch-Partenkirchen. Auch dort wurde die Eskalation der Proteste in Frankfurt genau verfolgt. "Die Ausschreitungen haben mich erschüttert. Diese Krawalle haben nichts mit friedlichen Demonstrationen und dem Recht auf freie Meinungsäußerungen zu tun", sagt Landrat Anton Speer (Freie Wähler). Nach Ostern wird es erste Gespräche mit den Organisatoren von Protestveranstaltungen geben. Speer wird auch da seine dezidierte Haltung vertreten. "Das Recht auf Demonstrationsfreiheit darf nicht durch organisierte Gewalttäter missbraucht werden."

Innenminister Herrmann will keine Protestcamps zulassen

Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann hofft, dass seinen Polizisten Ausschreitungen wie in Frankfurt in den Gipfeltagen erspart bleiben. Man werde friedliche Demonstranten schützen, aber sehr genau "auf die Chaoten schauen, die außerhalb der Veranstaltungen unterwegs" sein könnten. Es sei durchaus möglich, dass gewaltbereite Randalierer "Spaß daran haben könnten, nach Elmau, in den Landkreis Garmisch-Partenkirchen oder auch nach München zu kommen". Darauf sei die Polizei aber schon jetzt vorbereitet.

Die Planungen für das G-7-Treffen sind in einem weit fortgeschrittenen Stadium. Dennoch will Herrmann seine Fachleute die Ereignisse in Frankfurt genau analysieren lassen. "Dann checken wir ab, ob wir im Detail zusätzliche Vorsichtsmaßnahmen ergreifen müssen." Seine strikte Ablehnung von Camps, die Gegner für die Demonstrationen im Werdenfelser Land einrichten wollen, sieht er bestätigt. "Die Kommunen sind gut beraten, keine Camps zuzulassen. Das sind Keimzellen für Gewalttaten."

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Die Bürgermeister der Region haben solche Lager von Demonstranten bereits mehrmals abgelehnt. Sigrid Meierhofer aus Garmisch-Partenkirchen hofft, dass die Polizei mögliche Gewalttäter schon bei der Anreise aus den friedlichen Demonstranten herausfiltert. "Ich gehe davon aus, dass genau kontrolliert wird. Der Vorteil in einem Gebirgstal wie dem unseren ist, dass es wenig Ein- und Ausgänge gibt." Auch der Mittenwalder Bürgermeister Adolf Hornsteiner (CSU) macht sich seine Gedanken, was auf die Orte im Werdenfelser Land zukommt. Er beruhigt sich mit seinem "großen Vertrauen in die bayerischen Sicherheitskräfte".

Garmischer Ladenbesitzer rechnen mit Krawallen

Dass die sich große Mühe geben werden, glauben auch die Inhaber der Geschäfte in der Garmischer Fußgängerzone. Ob das reicht, um Ausschreitungen zu verhindern, bezweifelt mancher. "Wir rechnen definitiv mit Krawallen", sagt Anselm Barth, der ein Sportgeschäft betreibt. Schon seit bekannt wurde, dass der G-7-Gipfel in Elmau stattfindet, "steigt die Angst mal und dann fällt sie wieder". Nach Frankfurt ist sie wieder konkret da. Ob er seinen Laden in den Gipfeltagen öffnet oder nicht, will er spontan entscheiden. In jedem Fall wird nur die Familie im Geschäft bedienen. Seinen Angestellten hat Barth frei gegeben, "um sie zu schützen", wie er sagt.

Thomas Grasegger, Inhaber eines großen Trachtengeschäfts in der Fußgängerzone, sagt, dass bei ihm "Zweckoptimismus" vorherrsche. Er ist innerlich hin- und hergerissen, wird sein Geschäft aber offen halten. "Die Frage ist: Wie hoch kann der Schaden sein, wie groß der Nutzen?" Mit Nutzen meint er nicht die Tageseinnahmen, sondern möglichst schöne Fernsehbilder aus Garmisch - die durch vernagelte Schaufenster arg getrübt wären. Diesen Nutzen erhofft sich auch Martin Pirner, der zwei Modegeschäfte hat. "Wir wollen uns der Welt offen und gastfreundlich präsentieren", sagt er. Die Polizei werde Garmisch schon schützen, da sei er so gelassen wie vor den Ausschreitungen in Frankfurt. Nur eines gelte es unbedingt zu verhindern. "Wenn der schwarze Block durch unsere Fußgängerzone zieht, dann können wir nachher grundsanieren."

Wenn tatsächlich Schäden entstehen sollten, werden die Garmischer nicht darauf sitzen bleiben, verspricht Innenminister Herrmann. Derzeit liefen noch Gespräche mit dem Bund, aber eines stehe fest: "Wir werden den Bürgern eine verlässliche Lösung anbieten." Darauf bauen die Inhaber der Geschäfte sehr, denn sie rechnen ohnehin mit heftigen Einbußen wegen des G-7-Gipfels. Der wird Touristen abschrecken, befürchtet Anselm Barth. "Von Anfang Mai bis Ende Juni kommt doch keiner zu uns."

© SZ vom 20.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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