Bamberg:Wie Sonneborns Satirepartei Bambergs OB herausfordert - und verliert

Second day of plenary session at European Parliament in Strasbour

Europaabgeordneter Martin Sonneborn möchte Fanfaren hören, wenn er demnächst Bamberg besucht. Seine Ansprache vom Rathausbalkon hinab zum Volk dürfte schwierig werden ohne Rathausbalkon.

(Foto: dpa)

Oberbürgermeister Andreas Starke hat einen lustig gemeinten Brief von den Polit-Satirikern bekommen. Seine Antwort kann sich sehen lassen.

Glosse von Olaf Przybilla

Humor und bayerische Sozialdemokratie sind Dinge, die nicht jedem sofort im selben Atemzug einfallen. Wobei man einschränken muss, dass die Parteisatzung Lustigkeiten aller Art auf Landesebene offenbar grundsätzlich nicht vorsieht, während sie auf kommunaler Ebene als Stilmittel zulässig zu sein scheinen (Ude früher, heute Maly).

Wie auch immer: Für Humor politisch zuständig fühlt sich die Satirepartei "Die Partei", sie haben einem Bayern-Sozi, dem Bamberger Oberbürgermeister Andreas Starke, einen Brief geschrieben, der offenkundig bis ins letzte Komma Humorkompetenz unter Beweis stellen möchte. Ob die Komiker mit der Antwort rechneten, die sie bekommen haben, darf bezweifelt werden.

Demnächst besucht Martin Sonneborn, Europaabgeordneter und Chef der politischen Spaßbrigaden, Bamberg. Der örtliche Schatzmeister der Partei wandte sich deshalb an den OB mit der Bitte, dieser möge doch alles dafür tun, dass der Abgeordnete angemessen empfangen werde: Nach der Verköstigung regionaltypischer Spezialitäten ("Bier des Brauermeisters Kalb und Wurstwaren des Metzgermeisters Kalb") wolle sich Sonneborn ins Goldene Buch der Stadt eintragen und eine Rede ans Volk von einem Rathausfenster aus halten.

Die Antwort des Oberbürgermeisters fällt länger aus als das Anschreiben. Das Ansinnen, schreibt er, "macht uns schon deshalb glücklich, weil Sie überhaupt an uns gedacht haben". Jedoch wirke das Prozedere zu bescheiden, weil Fensterreden im Rathaus nichts Besonderes seien, eher die Regel. Einem so bedeutenden Abgeordneten wären Fanfaren der Bamberger Symphoniker angemessen, "Hinaustreten des Redners auf den Balkon, staatstragende Ansprache, huldvolles Lächeln und sicheres Abtreten".

Hinweisen müsse er allerdings darauf, dass der Baumeister Balthasar Neumann den Balkon am Rathaus schlicht vergessen habe, unverständlicherweise. Angesichts der in Bamberg gängigen Planungszeit und der üblichen Streitereien benötige man dafür "einen Vorlauf von mindestens zehn bis zwölf Jahren".

Ob denn der Termin bis dahin verschoben werden könne, fragt der OB. Eine Antwort der Spaßpartei steht noch aus, sie wird sich aber anstrengen müssen.

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