Wanderungen in den Alpen:Wo die Blumen in den Bergen am schönsten blühen

Enzian, Alpenrose, Frauenschuh: Die Pflanzen in den Alpen blühen inzwischen. Die schönsten Wanderungen im Überblick.

Alpenaurikel und Enzian auf der Scheinbergspitze

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(Foto: Dieter Appel)

Die Scheinbergspitze, eine markante, schlanke Pyramide, ist einer der beliebtesten Aussichtsberge der Ammergauer Alpen - vor allem zeitig im Jahr bis in den Frühsommer hinein: Denn da entfalten die Blumen rund um den baumfreien Gipfel ihre Pracht. Gelb leuchtende Aurikel und blaue Enziane wetteifern dann um die besten Plätze. Anfahrt und Ausgangspunkt: Auf der A 95 bis Eschenlohe und weiter nach Oberau. Dort rechts abbiegen über die B 23 Richtung Ettal/Oberammergau. Nach dem Ortsende von Ettal links ins Graswangtal Richtung Reutte in Tirol. Fünf Kilomater nach Linderhof und einen Kilometer vor der österreichischen Grenze liegt rechts der Parkplatz. Höhenunterschied und Gehzeit: Zwischen dem Parkplatz (1070 Meter) und dem Gipfelkreuz (1929 Meter) liegen einschließlich eines kleinen Gegenanstiegs 880 Höhenmeter. Der Aufstieg dauert etwa zweieinhalb Stunden, der Abstieg zwei Stunden. Beste Blütezeit: April bis Juni

Frauenschuh an der Valepp

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(Foto: Dieter Appel)

Wenn überhaupt findet man meist nur zwei oder drei Exemplare des Frauenschuhs an einer Stelle. An dem Steig entlang den rauschenden Wassern der Valepp südlich des Spitzingsees - nach ihrem Grenzübertritt ins Tiroler Gebiet heißt sie Brandenberger Ache - wird man allerdings fast immer fündig. Wer über die Trausnitzalm, eine romantische alte Holzhütte unterhalb des Schindergipfels, zur Erzherzog-Johann-Klause wandert und auf dem Rückweg entlang der Ache marschiert, dürfte also Glück haben: Da reckt der Frauenschuh seine dicke, gelbe Blütenlippe aus dem Gras. Anfahrt und Ausgangspunkt: Auf der A 8 bis Holzkirchen und auf der B 307 an den Tegernsee. In Rottach-Egern links abbiegen zur Mautstraße in die Valepp. Der Wanderparkplatz liegt rechter Hand, wo die Straße vom Spitzingsee einmündet. Der Weg zum Schinder beginnt wenige Meter nördlich davon. Höhenunterschied und Gehzeit: Bis zur Trausnitzalm (1420 Meter) sind vom Parkplatz aus etwa 550 Höhenmeter zu überwinden. Von der Erzherzog-Johann-Klause (814 Meter) steigt der Weg entlang der Ache bis auf 950 Meter, bevor es wieder zum Forsthaus Valepp (872 Meter) hinabgeht. Insgesamt 700 Höhenmeter. Über die Trausnitzalm zur Klause sollten zweieinhalb Stunden eingeplant werden, zurück ungefähr die gleiche Zeit. Trittsicherheit ist nötig, für den Steig an der Ache auch Schwindelfreiheit. Wer unsicher ist, kann von der Klause auf Forststraßen in die Valepp zurückwandern. Beste Blütezeit: Anfang Mai bis Ende Juni

Enzian und Seidelbast am Rabenkopf

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(Foto: Dieter Appel)

Wer aus der Jachenau durch die Rappinschlucht (im Bild: die Rappinalm) auf den Rabenkopf wandert, erlebt eine abwechslungsreiche Tour: Vorbei an Maiglöckchen, gelbem Frauenschuh und rosafarbenem Seidelbast geht es hinauf zum Rabenkopf. Ein besonderer Höhepunkt auf diesem Weg: die Staffelalm - nicht nur wegen der enzianblauen Hänge, die sich rundherum bis hinauf zum Gipfel ziehen. An den Wänden des Gastraums hat Franz Marc zwei Fresken hinterlassen, einen Stierkopf und einen Hirsch samt Hirschkuh. Heute sind diese Kunstwerke unbezahlbar und unter Glasscheiben geschützt - damals, vor dem Ersten Weltkrieg, reichten sie gerade aus, um damit die Brotzeit zu begleichen. Anfahrt und Ausgangspunkt: auf der A 8 bis Holzkirchen und über Bad Tölz nach Lenggries. Südlich davon abbiegen in die Jachenau (Mautpflicht). Der Parkplatz befindet sich im Zentrum des Dorfes unterhalb der Kirche hinter dem Schützenheim und ist gebührenpflichtig. Höhenunterschied und Gehzeit: Von Jachenau (780 Meter) bis zum Gipfel des Rabenkopfes (1555 Meter) müssen knapp 800 Höhenmeter erstiegen werden. Bis auf das letzte Stück zum Gipfelkreuz gibt es keine steilen Bereiche. Für den Aufstieg müssen drei Stunden, für den Abstieg zweieinhalb Stunden eingeplant werden. In der Rappinschlucht ist Schwindelfreiheit gefragt. Beste Blütezeit: Mai bis August

Alpenrosen am Fellhorn

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(Foto: dpa)

Vom Frühsommer an bedeckt ein Meer aus roten Alpenrosen den Oberstdorfer Blumenberg Fellhorn. Wer dann von der Bergstation der Seilbahn auf den Fellhorngipfel und über den Grat zum Schlappoldsee wandert, erlebt nicht nur ein atemberaubendes Bergpanorama, sondern auch eine prächtige botanische Vielfalt. Denn im Kessel des Schlappoldsee gesellen sich zur Alpenrose viele bunte, oft seltene Blumen wie der Schwalbenwurz-Enzian. Anfahrt und Ausgangspunkt: auf der A 96 Richtung Lindau und bei Memmingen auf die A 7 nach Kempten, dann weiter auf der B 19 nach Oberstdorf. An der Talstation der Fellhornbahn gibt es einen gebührenpflichtigen Parkplatz. Höhenunterschied und Gehzeit: Mit der Seilbahn geht es zur Gipfelstation auf 1948 Meter und von dort auf den Gipfel des Fellhorns (2002 Meter). Der Gipfelanstieg ist gut befestigt und relativ leicht zu begehen. Der alpine Bergpfad, der vom Gipfel über ein kleines Teilstück des Fellhorngrates weiterführt, sowie der Abstieg zum Schlappoldsee (1722 Meter) sind dagegen technisch anspruchsvoller. Der Aufstieg vom Schlappoldsee zur Mittelstation (1776 Meter) ist wieder gut befestigt und leicht zu gehen. Insgesamt sollten zwei Stunden eingeplant werden. Wer die Runde in umgekehrter Richtung geht, braucht natürlich etwas länger und mehr Kondition. Beste Blütezeit: Juni bis August

Feuerlilien am Rehleitenkopf

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(Foto: Dieter Appel)

Im Frühsommer wartet der Rehleitenkopf mit einer botanischen Besonderheit auf: orangefarbene Feuerlilien direkt neben dem Gipfelkreuz! Der Weg hinauf auf 1338 Meter ist zwar lang, doch die Mühe lohnt sich. Er führt vorbei an den Ruinen der Burg Falkenstein, einer kleinen Antoniuskapelle, einem alten Gehöft mit Bauerngarten und den Astenhöfen, die zu einer Einkehr locken. Wer die Brotzeit noch kurz warten lässt und zunächst den Gipfel erklimmt, wird von einer fantastischen Aussicht belohnt: Kein hoher Nachbarberg stört die Rundumschau auf die Hohen Tauern und den Wilden Kaiser, den Wendelstein und die Zugspitze. Jenseits des Inntals steht ganz nah der Heuberg, auf der anderen Seite der Brünnstein mit seinem Kapellchen am Gipfel. Anfahrt und Ausgangspunkt: auf A 8 und A 93 bis zur Ausfahrt Brannenburg und weiter nach Flintsbach. Kurz nach der Ortsmitte leitet rechts der Wegweiser "Hohe Asten" zum Wanderparkplatz am Fuß des Hanges, wo die Forststraße beginnt. Höhenunterschied und Gehzeit: Von Flintsbach (470 Meter) zu den Astenhöfen (1100 Meter) müssen 630 Höhenmeter überwunden wurden. Zum Gipfel des Rehleitenkopfes (1338 Meter) kommen noch etwa 230 Höhenmeter hinzu. Wer den Abstecher auf den Petersberg macht, kommt insgesamt auf zirka 1000 Höhenmeter. Auf der Forststraße bis zu den Astenhöfen braucht man zwei Stunden, über den Steig beim "Bauer am Berg" etwas weniger. Auf den Gipfel sind es weitere 40 Minuten. Petersberg und zurück dauert etwa eine Stunde. Insgesamt also ungefähr sechs Stunden Gehzeit. Beste Blütezeit: Mai bis Juli

Enzian an Wildalpjoch und Käserwand

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(Foto: Dieter Appel)

Es gibt etliche Enzianarten: Manche unterscheiden sich nur in Nuancen voneinander, anderen ist die Verwandtschaft nicht anzusehen. Zwei solchen Exemplaren begegnet man bei einer Wanderung vom Sudelfeld auf das Wildalpjoch und die Käserwand: dem deutschen und dem ungarischen Enzian. Der deutsche Enzian ist der büschelweise dunkelrosa, respektive lila bis violett blühende kleinere Bruder des tiefblauen stängellosen Enzians und wächst rund um den Wendelstein - und somit auch an dessen östlichem Nachbarn, dem Wildalpjoch. Dort gesellt sich der braune, pannonische oder ungarische Enzian hinzu. Anfahrt und Ausgangspunkt: auf der A 8 bis Ausfahrt Weyarn, weiter über Miesbach, Schliersee und Bayrischzell auf die Sudelfeldstraße (B 307). Vorbei am ersten großen Parkplatz und 600 Meter weiter links parken. Der Aufstieg beginnt beim Zaunüberstieg hinter dem Parkplatz. Höhenunterschied und Gehzeit: Von der Sudelfeldstraße (1075 Meter) zum Wildalpjoch (1720 Meter), weiter auf die Käserwand (1683 Meter) und mit dem anschließenden Rückweg über den Jackelberg kommen mit Gegenanstiegen etwa 700 Höhenmeter zusammen. Für den Aufstieg einschließlich Käserwand braucht man ungefähr zweieinhalb Stunden. Abstieg über Lacheralm eineinhalb Stunden, über den Jackelberg zwei Stunden. Auf die Käserwand leichte Kraxelei, bei der man schwindelfrei sein sollte. Beste Blütezeit: August bis Oktober Diese und weitere Blumenwanderungen in den bayerischen Bergen stammen aus "Dieter Appel: Enzian, Edelweiß und Alpenrose. Blumenwanderungen auf bayerische Berge von Frühjahr bis Herbst", erschienen in der Reihe "Bayern entdecken" im Verlag Süddeutsche Zeitung Edition.

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