Suzuki Vitara 1.6 DDiS im Test:Außen Bonbon, innen Graubrot

Lesezeit: 3 min

Der Suzuki Vitara kostet mindestens 17 990 Euro. Der mit allen verfügbaren Extras ausgestattete Testwagen kommt auf fast 31 200 Euro. (Foto: Suzuki)

Der Suzuki Vitara ist ein Auto der Gegensätze. Und eines, das erstaunlich günstig und sparsam ist.

Von Thomas Harloff

Ja, er sticht heraus in der schwarz-grau-weißen Ansammlung an Autos, die sich Tag für Tag durch die Staus auf deutschen Straßen quält. Und ja, das liegt an seiner Farbe. "Horizon Orange Metallic" heißt die Lackierung, die der Testwagen trägt. Und das ist kein Ausreißer in der Farbpalette: Es gibt auch "Atlantis Turquoise Pearl Metallic", ein kräftiges Türkis, und "Bright Red". Zumindest mit den Farbtönen will Suzuki dem Vitara einen knalligen Auftritt verschaffen. In der Realität werden die meisten Kunden das Auto wohl in weißer, silberner, grauer oder schwarzer Lackierung ordern.

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Zwar gibt sich Suzuki Mühe, dem Kompakt-SUV den heute offenbar unabdingbaren Lifestyle-Anstrich mitzugeben. Die bunten Farbtöne, die sich an einigen Stellen im Innenraum wiederholen, sind ein Beleg dafür. Ebenso, dass Dachpartie und Außenspiegel wahlweise in Schwarz oder Weiß kontrastieren. Dazu die glänzenden Streben im Kühlergrill, die aussehen wie das mit reichlich Edelmetall ausstaffierte Gebiss eines amerikanischen Gangster-Rappers. Trotz des ganzen Bling Bling ist der Vitara aber das, was ein Suzuki meistens ist: ein zweckmäßiger Gebrauchsgegenstand.

Ordentliches Platzangebot

Das klingt negativer als es ist und trifft auf den Vitara zweifellos zu. Sein Bedienkonzept erklärt sich von selbst, die Instrumente sind leicht ablesbar und Platz hat das kompakte SUV auch genug. Vor allem im Fond, der mit üppiger Kniefreiheit überrascht. Zwar könnte der Kofferraum etwas größer sein (er fasst zwischen 375 und 1120 Liter), aber mit seinem in verschiedenen Höhen einlegbaren Boden erweist er sich als clever konstruiert. Befindet er sich in der oberen Position, verschwindet die Ladekantenstufe und es entsteht eine fast ebene Ladefläche, wenn die Rücksitzlehne umgeklappt ist. Wer lieber ein paar Liter Kofferraumvolumen hinzugewinnen möchte, rastet den Boden dagegen tiefer ein.

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Bodenständig sind die beiden angebotenen Motoren. Sie sind jeweils 1,6 Liter groß, 120 PS stark und lassen sich entweder mit Front- oder Allradantrieb kombinieren, wollen aber mit unterschiedlichem Treibstoff gefüttert werden. Der im Testwagen installierte Dieselmotor hat drei Vorteile: Erstens ist sein maximales Drehmoment mehr als doppelt so groß wie beim Benziner (320 statt 156 Newtonmeter) und liegt deutlich früher an, nämlich schon bei 1750 statt 4400 Umdrehungen. Zweitens: Sein Schaltgetriebe hat sechs statt fünf Gänge. Und drittens: Sein geringer Durst. Im Test verbrauchte er 5,3 Liter auf 100 Kilometer. Das ist zwar mehr als ein Liter über der Werksangabe, aber sehr beachtlich für ein hoch aufgeschossenes und allradgetriebenes Auto.

Das Geheimnis hinter dem Verbrauchswert liegt im relativ geringen Gewicht von weniger als 1,4 Tonnen und in einem unscheinbaren Drehknopf unter dem Schalthebel. Er regelt die Kraftverteilung des Allradantriebs und so das Temperament des Vitara. Im Auto-Modus ist das, nun ja, überschaubar. Wenn auch allemal ausreichend, um den Suzuki angemessen flott durch die Stadt, über Land oder auf der Autobahn zu manövrieren. Zu den Schnellsten gehört man so nicht, aber zu den Sparsamsten. Klickt man den Regler in die Sport-Einstellung, reagiert das Gaspedal spontaner auf den Fußdruck und variiert der Allrad die Kraft so, dass die Hinterachse beim Beschleunigen öfter mithilft. Dadurch wird der Japaner deutlich agiler, aber eben auch durstiger.

Beim Fahrwerk lässt Suzuki den Vitara-Fahrern keine Wahl: Es ist straff abgestimmt, was dem Kurvenspaß zu-, dem Fahrkomfort aber eher abträglich ist. Auch sonst präsentiert sich das SUV im Detail auffällig oft zwiegespalten. Beispiel Motor: Er ist stark und sparsam, aber auch laut und insgesamt akustisch unharmonisch. Die Sitze sind bequem, dürften aber gerne mehr Seitenhalt bieten. Die Lenkung ist leichtgängig, aber nicht gerade exakt.

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Überschaubare Preise

Welche Käuferschaft könnte also glücklich werden mit dem Vitara? Freizeitorientierte und in der Stadt wohnende Singles oder Paare, wie es sich Suzuki vorstellt? Wohl kaum, denn für diese Klientel dürfte der Japaner auf Dauer doch zu langweilig und trotz verstellbaren Allrads und geringen Verbrauchs nicht innovativ genug sein. Kleine Familien oder die immer größer werdende Gruppe der Best Ager dürften schon eher in Frage kommen.

Die freuen sich über neben der Alltagstauglichkeit sicher über das Preisgefüge. Der Vitara startet in der Club-Basisausstattung als Fronttriebler mit Benzinmotor bei 17 990 Euro. Wer Allrad und/oder den Dieselmotor möchte, muss mindestens zur mittleren Comfort-Linie greifen und zahlt zwischen 22 000 und 23 000 Euro. Viel mehr Geld muss man nicht ausgeben, denn für die Topausstattung Comfort+ sprechen eigentlich nur das dann serienmäßige Navigationssystem, die LED-Scheinwerfer mit Lichtsensor und die um eine optische und akustische Einparkhilfe ergänzte Rückfahrkamera. Ob es zusätzlich die 860 Euro für die verwegene zweifarbige Metalliclackierung braucht, muss jeder selbst wissen. Denn seien wir ehrlich: Schwarz, Grau oder Weiß sind die Farben, die besser zum Vitara-Charakter passen.

Technische Daten Suzuki Vitara 1.6 DDiS 4x4 Comfort+:

R4-Dieselmotor mit 1,6 Litern Hubraum und Turboaufladung; Leistung 88 kW (120 PS); max. Drehmoment: 320 Nm bei 1750/min; Leergewicht: 1370 kg; Kofferraum: 375 - 1120 l; 0 - 100 km/h: 12,4 s; Vmax: 180 km/h; Testverbrauch: 5,3 l / 100 km (lt. Werk: 4,2; CO2-Ausstoß: 111 g/km); Euro 6; Grundpreis: 27 890 Euro

Der Testwagen wurde vom Hersteller zur Verfügung gestellt.

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