Mercedes B-Klasse Electric Drive:Heißer Ritt auf dem Batteriepaket

Lesezeit: 2 min

Die Mercedes B-Klasse Electric Drive kommt im Herbst 2014 auf den Markt. (Foto: Daimler AG)

Dank Elektroauto-Pionier Tesla hat auch Mercedes ab Herbst ein E-Mobil im Angebot. Eine erste Probefahrt zeigt: Die amerikanische Technik im deutschen Van funktioniert prima.

Von Berenice Schneider

Die USA - Heimat der Pioniere: Edison erfand die Glühlampe, Armstrong landete auf dem Mond und Elon Musk von Tesla bringt Elektrofahrzeuge weltweit in die Schlagzeilen. Andere Hersteller wie Nissan haben mit dem Leaf zwar viel mehr E-Mobile auf den US-Straßen. Was zählt, ist aber die gefühlte Vorreiterrolle. Der BMW i3 versucht demnächst sein Glück in den USA. Und Mercedes will ebenfalls in die amerikanische Öko-Nische einsteigen - mit der B-Klasse Electric Drive.

Bei uns ist der Kompaktvan längst mit konventionellen Antrieben zu haben. Doch in Amerika war das Modell bislang unbekannt und wird im Frühling ausschließlich als Stromer in den Verkauf gehen. Erst im Herbst kommt die B-Klasse unter Strom auch nach Europa. Prototypen sind aber schon rund um die Stuttgarter Mercedes-Zentrale unterwegs.

Im Innenraum sieht der Elektro-Mercedes fast wie jede andere B-Klasse aus. (Foto: Daimler AG)

Vertrautes Bild

Von außen unterscheidet sich das Elektrofahrzeug nicht von den Verbrennermodellen - selbst die Ladebuchse ist unter der vertrauten Tankklappe verborgen. Auch innen geht es wie gehabt weiter; ungewohnt sind lediglich Power- und Ladeanzeige anstelle des Drehzahlmessers sowie die Reichweitenprognose anstelle einer Tankuhr.

Ein Druck auf den Power-Knopf: Doch außer einer kleinen Anzeige kündet nichts vom gestarteten Motor. Kein Brummen, kein Surren. Stattdessen Stille. Fahrer und Co. sitzen auf normaler Höhe - unter ihren Plätzen bis in den Fußraum des Fonds befindet sich der doppelte Boden mit der Lithium-Ionen-Batterie (28 Kilowattstunden). Das schafft einen niedrigen Schwerpunkt, der sich günstig auf das Fahrverhalten auswirkt; so nimmt die B-Klasse auch aufeinanderfolgende Kurven bereitwillig, ohne dass sich die Karosserie aufschaukelt.

Mercedes B 200 Natural Gas Drive
:Schwäbische Sparsamkeit

Die Gasversion der Mercedes B-Klasse verspricht deutlich niedrigere Treibstoffkosten und geringere Steuern als ein vergleichbares Modell mit Benzin- oder Dieselantrieb. Gut für das Gewissen der Käufer: Sie schont auch die Umwelt.

Jürgen Wolff

Sprinter mit Langstrecken-Qualitäten

Was bei E-Autos besonders fasziniert, ist ihr verzögerungsfreier Antritt: Bereits mit den ersten Umdrehungen liefert das E-Kraftwerk ein maximales Drehmoment von 340 Nm an die Vorderräder. Genug, um die Passagiere schon beim Anfahren in die Sitze zu drücken. 177 PS sollen reichen, um den Kompakten innerhalb von 7,9 Sekunden von null auf 100 km/h zu beschleunigen; die Höchstgeschwindigkeit wird bei 160 km/h elektronisch abgeriegelt.

Während viele Elektromodelle bei spätestens 80 km/h spürbar an Kraft verlieren, tobt die B-Klasse unbeschwert weiter, zieht auch Steigungen mit unablässiger Kondition hoch. Erstaunlich, da sie im Vergleich zu ihren konventionell angetriebenen Brüdern je nach Referenzmodell 200 bis 300 Kilo schwerer ist. Reichweite? Laut Mercedes 200 Kilometer im europäischen Normzyklus. Die Realität dürfte je nach Witterung und Fahrweise deutlich darunter liegen.

Der Motor als Generator

Um den Radius zu vergrößern, bietet Mercedes optional drei Modi zur Energierückgewinnung an: Beim Rekuperieren arbeitet der E-Motor als Generator und speist den Akku mit Bremsenergie. Über Paddles am Lenkrad lässt sich die Stufe der Rückgewinnung wählen. In der niedrigsten "segelt" der Wagen wie mit ausgekuppeltem Gang. Gefühlt wird die B-Klasse dabei kaum langsamer und verbraucht keinen Strom. In der letzten Stufe geht dagegen ein merklicher Ruck durch das Auto und die Passagiere, wenn der Motor zum Generator wird. Der mittlere (Serien-)Modus stellt sich als der bequemste heraus.

Die Technik des Mercedes-Elektroautos stammt von Tesla. (Foto: Daimler AG)

Dem Bild eines kargen Sparmodells entspricht der Electric Drive keineswegs. Ab Werk kommt der Minivan unter anderem mit einer Reihe von Assistenzsystemen. Bei einem absehbaren Preis auf dem Niveau des BMW i3 (mindestens 34 950 Euro) kann man so viel Serientechnik und zusätzliche Ausstattungsmöglichkeiten auch erwarten. Zudem geht es auf den 4,36 Metern luftig zu; fünf Erwachsene finden bequem Platz. Der Kofferraum fasst großzügige 501 Liter, bei umgeklappten Rücksitzen 1547 Liter - spürbare Einschränkungen durch den Energiespeicher gibt es also nicht.

Allerdings sind der Elektromotor wie auch die Batterien in Zusammenarbeit mit Tesla entstanden. Nach den Bränden im Model S stellt sich die Frage, wie sicher die B-Klasse Electric Drive ist. Mercedes gibt sich unerschrocken und verweist auf den crashsicheren "Energy Space" zwischen den Rädern.

© SZ vom 08.02.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: