Verhaltensbiologie:Wie ein Pilz Ameisen in Zombies verwandelt

Ein Parasit übernimmt die Kontrolle und treibt den Wirt in den Suizid, um sich in seinem Körper zu vermehren - was nach einem Psychothriller klingt, haben Forscher an Ameisen untersucht.

Esther Göbel

Ein fremder Organismus übernimmt die Kontrolle über ein Lebewesen - und verursacht dessen Suizid, um sich in dem toten Körper zu vermehren.

Ist die Ameise tot, wächst der Pilz aus dem Kopf des Tieres in Form eines langen Stängels heraus. Aus diesem werden Sporen freigesetzt, die weitere Ameisen anstecken können. (Foto: David P. Hughes)

Was klingt wie aus dem Drehbuch eines Horrorfilms, lässt sich besonders gut an Rossameisen und dem parasitären Pilz Ophiocordyceps unilateralis in den Regenwäldern Thailands beobachten.

Neue Ergebnisse eines internationalen Forscherteams liefern Hinweise darauf, wie der Pilz die Ameisen manipuliert ( BMC Ecology, online).

Über den Chitinpanzer der Tiere dringt der Parasit ein und lässt die Insekten zu "Zombie-Ameisen" werden, schreiben die Forscher. Die Wissenschaftler fanden Pilzzellen zwischen den Muskelfasern der Ameisen und rund um das Gehirn.

Die Pilz-Infektion zerstört die Muskulatur der Mundwerke sowie die Nervenzellen der Ameise. Einmal infiziert, verlassen die Tiere wie ferngesteuert die Baumwipfel, heften sich in Bodennähe an ein Blatt und verbeißen sich in dessen Hauptader - immer an der gleichen Stelle.

Das gelähmte Mundwerk kann sich nicht mehr von dem Blatt lösen und die Ameise stirbt. Dem Pilz kommt das zugute: Er breitet sich weiter aus, bildet Sporen und wächst aus dem Kopf der Ameise heraus. Die Insektenleiche versorgt ihn mit Nährstoffen.

© SZ vom 10.05.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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