Verhaltensbiologie:Wettrüsten im Nest

Lesezeit: 1 min

Für Vögel ist es äußerst wichtig zu erkennen, ob im eigenen Nest ein Kuckucksei liegt. Manche Arten haben deshalb effektive Abwehrmaßnahmen gegen Brutparasiten entwickelt.

Esther Göbel

Dreist ist sie schon, die Fortpflanzungsweise des Kuckucks. Der Vogel legt Eier in fremde Nester und spart sich so die anstrengende Brutpflege - denn seine Nachkommen ziehen die anderen Vögel auf.

Um nicht fremde Jungvögel im eigenen Nest ausbrüten zu müssen, variieren die Weibchen einiger Arten von Halmsängerartigen die Gestaltung ihrer Eier (links). So tun sich Brutparasiten wie der afrikanische "Anomalospiza imberbis" schwer, ihre Eier anzupassen (rechts). (Foto: Claire Spottiswoode)

Wie gewitzt sich manche Wirtsvögel allerdings gegen die unliebsamen Ziehkinder wehren, zeigt eine Studie der Universitäten Cambridge und Cape Town an dem afrikanischen Brutparasiten Anomalospiza imberbis (Proceedings of the Royal Society B, online).

Über einen Zeitraum von drei Brutphasen beobachteten die Wissenschaftler, wie sich drei verschiedene Vogelarten im südlichen Afrika gegen den parasitären Singvogel wehren. Jede Vogelart wendet dabei eine andere Methode an.

Besonders trickreich ist die des Prinia subflava aus der Familie der Halmsängerartigen: Die Weibchen legen Eier, die sich in Farbe und Muster von denen ihrer Artgenossinnen unterscheiden. In jedem Nest findet der Brutparasit andere Farbvarianten vor. Für ihn ist das ein Problem: Die Eier des Brutparasiten fallen auf und werden aus dem Nest geworfen. Die Tiere verteilen ihre Eier auf viele Nester, eine Anpassung ist daher fast unmöglich.

Eine andere Abwehrstrategie als Prinia subflava zeigte die zweite untersuchte Vogelart, Cisticola erythrops. Deren Weibchen legen zwar weniger stark variierte Eier, sie untersuchen ihr Gelege aber viel strenger. Und bei genauer Prüfung fallen fremde Eier ebenfalls auf.

Noch schlauer verhält sich die dritte Vogelart, die die Wissenschaftler beobachteten. Die Weibchen von Cisticola chiniana wenden einfach beide Strategien an, allerdings in schwächer Ausprägung. Trotzdem scheint der Mix besonders erfolgreich zu sein, folgen die Wissenschaftler. Jene Weibchen, die ihre Eier variierten und zusätzlich das eigene Nest gründlich unter die Lupe nahmen, blieben während des gesamten Untersuchungszeitraum von Brutparasiten verschont.

Doch mit der Eiablage ist das Wettrüsten zwischen Kuckuck und Wirtsvogel noch nicht beendet. Sind die Jungen geschlüpft, erkennen manche Vögel, dass ihnen ein Kuckuck-Junges untergejubelt wurde und schmeißen es aus dem Nest. Darauf reagieren wiederum die Brutparasiten. Die Jungen des Glanzkuckucks ähneln zum Beispiel in Schnabelfarbe und Hautfärbung stark dem Bild der Wirtsküken.

© SZ vom 15.04.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Zehn Dinge über ...
:Vögel

Sie denken, Sie wissen schon alles über die gefiederten Tiere? Wir präsentieren Ihnen zehn Fakten, die Sie überraschen werden.

Sebastian Herrman

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: