Zwanzig Jahre lang stand Rio de Janeiro für einen einzigartigen Aufbruch. Gemeinsam hatten hier Staatenlenker aus aller Welt erstmals begonnen, nach Regeln zu suchen für den gemeinsamen Planeten. Schon 1992 tat das höchste Not, heute ist die Not noch um vieles größer. Doch im Jahr 2012 schaffen es Diplomaten ebendieser Staaten, das Erbe in nur wenigen Tagen zu beerdigen.
Nichts anderes bedeutet das Schlussdokument, auf das sich die Staaten am Dienstag geeinigt haben, noch vor dem Eintreffen der meisten Regierungschefs.
Es bekräftigt zwar vieles von dem, was sich die Teilnehmer der ersten Rio-Konferenz schon 1992 vorgenommen hatten, geht aber kaum irgendwo darüber hinaus. Angesichts der Tatsache, dass schon die erste Konferenz zwar einen Aufbruch markierte, aber ohne große Folgen blieb, ist das ernüchternd wenig.
Mit dieser Konferenz gibt es noch weniger Grund zur Hoffnung als 1992, dass sich die Staaten gemeinsam an Probleme wie den Schutz der Meere, der Wälder oder des Klimas heranmachen.
Stattdessen haben sich auch die Europäer auf einen schwachen Kompromiss eingelassen; sie wollten ein Misslingen der Konferenz, einen großen Streit nicht riskieren. Dabei hätte gerade ein Scheitern auch belegen können, wer in der Weltgemeinschaft Verantwortung tragen will und wer bremst.
Nun aber gibt es zwar Einigkeit zwischen allen Staaten, aber sie nutzt keinem. Der Multilateralismus, in dem stets Staaten vorangingen und so auch den Fortschritt in anderen antrieben, wird so ad absurdum geführt. Bessern die Staats- und Regierungschefs nicht noch nach, droht der ganze Aufbruch von Rio zu versanden - just in Rio.