Tiernahrung für Hunde und Katzen:Trockenfutter ist deutlich umweltfreundlicher

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Viele Katzen bekommen mehr Futter als eigentlich nötig. (Foto: imago images/Becker&Bredel)

Allein in Deutschland leben mehr als 10 Millionen Hunde und mehr als 15 Millionen Katzen. Sie brauchen Futter. Die Klimabilanz der Tiernahrung fällt sehr unterschiedlich aus.

Trockenfutter für Haustiere ist erheblich umweltfreundlicher als Feuchtfutter. Das geht aus einer Studie zum ökologischen Fußabdruck von Nahrung für Hunde und Katzen in Brasilien hervor. Das Trockenfutter eines zehn Kilogramm schweren Hundes verursacht demnach durchschnittlich 828 Kilogramm Kohlendioxid-Äquivalente pro Jahr - bezogen auf das brasilianische Futterangebot. Wenn derselbe Hund Feuchtfutter erhält, beträgt dessen Fußabdruck 6541 Kilogramm CO₂-Äquivalente - fast das Achtfache. Die Studie der Forschungsgruppe der Universität von São Paulo um den Veterinärmediziner Márcio Brunetto ist im Wissenschaftsjournal Scientific Reports erschienen.

Die Emissionen, die zur Erwärmung der Erdatmosphäre beitragen, werden üblicherweise in das Treibhausgaspotenzial von CO₂ umgerechnet. Und erwartbarerweise hängen die Umweltauswirkungen des Futters stark von den Zutaten ab: Bei der Erzeugung von 100 Gramm Protein aus Erbsen entstehen 0,4 Kilogramm CO₂-Äquivalente. Stammt dieselbe Menge Protein vom Rind, sind es 35 Kilogramm CO₂-Äquivalente - fast die 90-fache Menge.

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Von Hanno Charisius

Etwa 26 Prozent des weltweiten Treibhausgasausstoßes werden durch die Produktion von Nahrungsmitteln erzeugt, ermittelte eine Studie von 2018. Die Methode dieser Studie zur Schätzung von CO₂-Äquivalenten bei der Nahrungsproduktion übernahmen Brunetto und Kollegen für die Untersuchung von Hunde- und Katzenfutter. Berücksichtigt werden dabei - auf 1000 Kilokalorien Nahrungsenergie im Futter bezogen - die emittierten Treibhausgase, die Landnutzung, der Wasserverbrauch sowie die Emissionen von Schwefeldioxid, das zur Luftverschmutzung beiträgt, und von Phosphaten, die zu Algenblüten und Ähnlichem führen.

Die Forscher bezogen 938 Gerichte, 618 für Hunde und 320 für Katzen, aus Brasilien in ihre Untersuchung ein. Es handelt sich dabei um Fertigfutter sowie vom Tierfutterhandel oder von den Tierbesitzern zubereitete Gerichte, zu denen die Zutaten im Internet zu finden sind. Anhand der Zutaten und deren jeweiligen Mengen errechneten die Forscher den Umwelteinfluss der verschiedenen Nahrungsangebote.

Viele Katzen und Hunde bekommen mehr Nahrung, als sie brauchen

Im Ergebnis schnitt Trockenfutter (mit maximal zwölf Prozent Wasserinhalt) deutlich besser ab als das in Dosen oder Beuteln verkaufte Feuchtfutter. Von Futterhändlern oder Tierbesitzern zubereitete Nahrung war im Durchschnitt ebenfalls erheblich umweltfreundlicher als Feuchtfutter, allerdings weniger umweltfreundlich als Trockenfutter. Ein wichtiger Faktor dürfte dabei sein, dass bei Trockenfutter für Hunde die nutzbare Energie zu 45,4 Prozent aus Tieren stammt, während sie bei Feuchtfutter zu 89,3 Prozent tierischer Herkunft sind.

Da Hunde und Katzen nach Meinung vieler Experten tierische Bestandteile für eine ausgewogene Ernährung benötigen, machen die Studienautoren einige Vorschläge, wie das Futter umweltfreundlicher werden könnte. So wäre es möglich, Insekten als Nahrungsquelle zu nutzen. Bei der Produktion von 100 Gramm Protein aus Mehlwürmern (Tenebrio molitor) werden etwa 14 Kilogramm CO₂-Äquivalente erzeugt und 18 Quadratmeter Landfläche genutzt; das sind bis zu 14-mal weniger als bei derselben Menge Protein von Hühnern oder Schweinen. Zudem raten die Forscher, die Nährstoffmengen pro Ration zu reduzieren, da sie deutlich höher lägen als der Energieverbrauch vieler Hunden und Katzen.

"Es ist notwendig, die Umweltauswirkungen von Haustierfutter zu berücksichtigen, da sie erheblich sind und die Population von Haustieren tendenziell zunimmt", schreiben die Wissenschaftler. Allein in Deutschland leben mehr als 10 Millionen Hunde und mehr als 15 Millionen Katzen.

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