Umwelt:Seehunde zieht es gen Westen - Neuer Bestandsrekord

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Wilhelmshaven (dpa) - Neuer Rekord: Die Seehunde im Wattenmeer entlang der Nordseeküste sind so zahlreich wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Jüngst zieht es die Tiere zunehmend in Richtung Westen.

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Wilhelmshaven (dpa) - Neuer Rekord: Die Seehunde im Wattenmeer entlang der Nordseeküste sind so zahlreich wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Jüngst zieht es die Tiere zunehmend in Richtung Westen.

Das sind die zentralen Ergebnisse der am Freitag vorgelegten neusten Bestandskontrolle des Wilhelmshavener Wattenmeersekretariats, dessen Experten die Seehundbestände von Flugzeugen aus zählen.

Demnach tummeln sich im Watt vor Dänemark, Deutschland und den Niederlanden 26 788 Seehunde. Das sei ein Rekordwert seit dem Start der Zählung 1975. Hochgerechnet auf Tiere unter Wasser, die bei den Kontrollflügen nicht zu sehen waren, ergebe sich sogar ein Schätzwert von insgesamt knapp 40 000 Seehunden. Das Plus der tatsächlich gezählten Tiere gegenüber dem Vorjahr beträgt gut 2 Prozent. Die Zahl der Jungtiere nahm dagegen um 4 Prozent ab.

„Die Seehunde im Wattenmeer bilden eine stabile Population und wir sind, wie in den vorherigen Jahren, begeistert von dieser positiven Entwicklung“, sagte der Leiter des gemeinsamen Wattenmeersekretariats der drei Länder, Jens Enemark.

Bemerkenswert sei die Verschiebung der Population gen Westen. So habe es bei den Beständen vor Dänemark einen Einbruch um 30 Prozent gegeben. Auch Schleswig-Holstein verlor spürbar um 10 Prozent. Auf der anderen Seite gewann weiter südlich beziehungsweise westlich Niedersachsen/Hamburg 25 Prozent hinzu, die Niederlande 16 Prozent. Die Experten haben keine klare Erklärung für den Trend, vermuten aber Gründe wie das Nahrungsangebot oder die Fortpflanzungsbedingungen.

Das jüngste große Seehundsterben ereignete sich 2002 und raffte fast die Hälfte der Population dahin. Seither wachsen die Bestände.

Einen anderen Trend ergab die Zählung bei den Kegelrobben. Ihr Bestand lässt sich während des Fellwechsels im März/April erheben. Mit 2785 Tieren brach die Population gegenüber dem Vorjahr um fast ein Drittel ein (31 Prozent). Die Experten können aber Entwarnung geben, denn der Nachwuchs vor allem in den Niederlanden und auf Helgoland zog kräftig an.

Für die Einbrüche bei den erwachsenen Kegelrobben gebe es mehrere Erklärungen. So habe der harte Winter den Fellwechsel verzögert, viele Tiere seien bei den Zählflügen also vermutlich noch im Wasser gewesen. Zudem erschwerte schlechte Sicht die Kontrolle und der lange Winter haben die sonst übliche Zuwanderung von Tieren aus den britischen Gewässern erschwert. Das Sekretariat schlussfolgerte daher: „Nach Einschätzung der Experten ist der Rückgang der Gesamtzahlen weniger dramatisch als die aktuellen Zähldaten belegen.“

Seehunde mit ihren süßen Kulleraugen und der tollpatschigen Bewegung an Land sind gewissermaßen ein Symboltier des Wattenmeeres. Die Tourismusindustrie vermarktet sie entsprechend - Seehunde zieren Kaffeetassen, T-Shirts oder Teedosen. Als Indikator für den Zustand der Naturlandschaft Wattenmeer, die die Unesco zum Welterbe adelte, taugen Seehunde Naturschutzexperten zufolge aber nur bedingt.

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