Umwelt:Mannheimer pflanzen ersten Mikrowald in Baden-Württemberg

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Eine junge Eiche wächst auf einer neuen Forstfläche. (Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa/Archivbild)

Vögel und Insekten sollen fast das ganze Jahre in ihm was zu fressen finden: Mannheims Tiny Forest soll das Mikroklima verbessern, für Kühlung sorgen und kleinen Tieren ein neues Habitat bieten.

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Mannheim (dpa/lsw) - Rund 30 Menschen haben am Samstag mit der Pflanzung von Baden-Württembergs erstem Tiny Forest (Mikrowald) begonnen. Auf einer Fläche von rund 350 Quadratmetern sollen 900 Sträucher und 450 Bäume eingesetzt werden. „Wir erhoffen uns von dem Tiny Forest einen Impuls für weitere Flächen in der Stadt“, sagte Ulrich Holl, Vorsitzender der Bürger-Interessen-Gemeinschaft (BIG) Lindenhof, zu Beginn der Arbeiten. „Damit das Mikroklima um die jeweiligen Flächen besser wird.“

In der nordbadischen Metropole werden einheimische Bäume und Sträucher dicht aneinander gepflanzt. Drei bis vier Setzlinge kommen auf einen Quadratmeter Boden. Die Mikrowälder bieten Vögeln und Insekten ein neues Habitat und tragen zur Kohlendioxidbindung sowie zur lokalen Kühlung bei. Der Standort im Lindenhof gehört laut Holl wegen vieler hoher Mietshäuser ohne Frischluft zu den heißesten der Stadt.

„Wir haben die Pflanzen so gemacht, dass wir fast das ganze Jahr blühende Bäume und Sträucher haben“, sagte Holl der Deutschen Presse-Agentur. „So, dass Vögel immer was finden, dass Insekten relativ früh was finden.“ Mit rund 12 000 Euro an Spenden ist das Projekt demnach finanziert. Insgesamt rund 60 Personen engagieren sich laut Holl inklusive Pflege des Tiny Forest in den nächsten zwei, drei Jahren.

Holl betont, dass es für einen solchen Mikrowald keine großen Flächen brauche. Auch ein Grünstreifen zwischen zwei Wohnhäusern sei dafür denkbar. „Da sind manchmal so Rasenflächen, die nicht bespielt werden, wo kein Mensch drauf ist“, sagte Holl.

Das Konzept Tiny Forest stammt vom japanischen Biologen Akira Miyawaki, der als erster kleine, verdichtete Stadtwälder anpflanzte. Zurückhaltend bewertet der Landesnaturschutzverband Baden-Württemberg diese Art von Aufforstung auf kleinen Flächen. „Flächen in Städten, die aus irgendwelchen Gründen nicht bebaut werden können, mit Bäumen zu bepflanzen, halten wir für eine gute Idee, so auch in Mannheim“, sagte der Vorsitzende Gerhard Bronner der Deutschen Presse-Agentur. Ob eine so dichte Bepflanzung wie beim Tiny Forest sinnvoll sei, sei dahingestellt. „Da kann man aber ruhig mal experimentieren.“

Nach zwei Jahren Vorarbeit hatte die Stadt Mannheim Ende 2023 die Brachfläche für den Mini-Wald bereitgestellt. 2021 war in Darmstadt ein solches Projekt realisiert worden. Auch in Berlin, Hamburg und anderen Städten gibt es inzwischen diese 100 bis 2000 Quadratmeter großen Oasen.

© dpa-infocom, dpa:240301-99-185840/5

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