Naturschutzgebiete:Nabu gegen Tschentschers Windenergiepläne

Lesezeit: 1 min

Die Sonne geht hinter Windrädern auf. (Foto: Julian Stratenschulte/dpa/Symbolbild)

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Hamburg (dpa/lno) - Die Umweltorganisation Nabu hat den neuerlichen Vorstoß von Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) zum Bau von Windkraftanlagen auch in Naturschutzgebieten zurückgewiesen. Der Bürgermeister meine es mit dem Ausbau der Windenergie sicherlich gut, „aber gut gemeint ist eben nicht notwendigerweise gut gemacht. Und schlechte Ideen werden nicht durch ständige Wiederholung besser“, sagte Hamburgs Nabu-Vorsitzender Malte Siegert am Freitag. Allein schon deswegen nicht, weil die Weltgemeinschaft kurz vor Weihnachten beschlossen habe, 30 Prozent der globalen Land- und Seefläche unter Schutz stellen zu wollen. „Wer wie der Bürgermeister latent die Klima- gegen die Biodiversitätskrise ausspielt, hat das wahre Ausmaß der Bedrohung leider noch immer nicht verstanden.“

Dabei habe der Nabu Tschentscher den Zusammenhang zwischen Klimakrise und Artensterben erklärt. „Offenbar hat er noch immer nicht verinnerlicht, dass die Krise von Arten und Lebensräumen so groß und bedrohlich ist wie die Klimakrise“, sagte Siegert. Beide Krisen verstärkten sich wechselseitig und müssten deshalb auch gleichzeitig gelöst werden. Tschentscher sollte sich daher lieber mit Nachdruck darum bemühen, eine behördliche Prüfung nach Eignungsflächen voranzustellen und das Ergebnis abzuwarten. „Es gilt erst einmal alle unkritischen Bereiche für Windkraftanlagen auszuschöpfen, bevor man in Naturschutzgebiete eingreift.“

Außerdem sollte der Bürgermeister sich bemühen, alle erneuerbaren Quellen in Hamburg zu erschließen. So sei Hamburg etwa bei Photovoltaik-Anlagen auf Behördendächern weiterhin einsames Schlusslicht in Deutschland. „Statt also auf Naturschutzgebiete für Windenergieanlagen zu schielen, muss die Stadt ihren Blick über leere Dächer unter städtischer Verwaltung schweifen lassen“, sagte Siegert.

Tschentscher hatte der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag gesagt, er sehe sich mit Schleswig-Holsteins Umweltminister Tobias Goldschmidt (Grüne) auf einer Linie, „dass wir bis auf ganz wenige Vorbehalte wie die Abstände zur Wohnbebauung alles infrage stellen müssen und dass die Inanspruchnahme aller denkbaren Flächen jetzt geprüft und angegangen werden muss“. Das müsse sich notfalls auch auf Flächen beziehen, die unter Naturschutz stünden.

© dpa-infocom, dpa:230106-99-128519/2

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: