Der etwa 20 Zentimeter große Roboter kann mit den Augen klimpern, Brauen und Mund verziehen sowie sein Gegenüber beobachten und ihm zuhören. Viel ist das nicht, doch es genügt, um den Eindruck zu vermitteln, dass der Roboter versteht, was er sieht und hört. Reichen solch rudimentäre Fähigkeiten aus, damit Menschen eine Maschine als angenehme Gesellschaft empfinden und sich in Anwesenheit von Robotern wohlfühlen?
Der Roboter iCat kann verschiedene Gefühlslagen ausdrücken: Er klimpert mit den Augen, zieht die Brauen nach oben oder bewegt die Lippen.
(Foto: oh)Fragen wie diese stellen sich Forscher am "Exzellenzcluster Cognitive Interaction Technology" (Citec) der Universität Bielefeld. Dort wollen Informatiker, Ingenieure, Psychologen, Philosophen und Designer ergründen, welche Eigenschaften die sogenannten sozialen Roboter haben müssen, damit der Mensch sie als Aufpasser, Spielkamerad, Lehrer oder Haushaltshilfe akzeptiert.
Die Bielefelder Forscher baten Probanden, der Maschine - wegen ihres katzenähnlichen Aussehens "iCat" genannt - das Märchen vom Rotkäppchen vorzulesen. Dabei hatten die Forscher den Roboter so programmiert, dass sein Mienenspiel ständig wechselte. Machte dies den Roboter zu einem sympathischen Zuhörer?
Ja, sagten die Probanden übereinstimmend. Damit Menschen Roboter mögen, müssen die Maschinen Gefühle ausdrücken können. Nur dann ist der Mensch bereit, mit einem Gebilde aus Kabeln, Kameras und Kunststoff zusammenzuarbeiten, ihm vielleicht sogar seine Kinder, alte Menschen und Behinderte anzuvertrauen.
Dass ein Roboter den passenden Moment erkennt, in dem er lächeln muss, kann wichtiger sein als die Frage, ob er Treppen steigen kann. "In Europa ist man Robotern gegenüber misstrauisch, da kommen ganz schnell Frankenstein-Fantasien auf", sagt Frank Hegel, der als Industriedesigner am Citec arbeitet.
Rubi unterrichtet Finnisch
"In Japan haben die Menschen viel weniger Probleme damit, unbelebten Dingen Emotionen oder so etwas wie eine Seele zuzuschreiben." Entsprechend verbreitet sind soziale Roboter in Asien. In Japan spielen Bewohner von Altenheimen mit der Roboter-Robbe Paro, in Südkorea begleiten Hunderte Roboter als Assistenten die Lehrer in den Unterricht. In drei Jahren soll es in allen Kindergärten des Landes wenigstens einen Roboter geben, der hilft, auf die Kinder aufzupassen. Rubi, eine Entwicklung der Universität in San Diego, bringt Vierjährigen Finnisch bei.
Auch in Europa gibt es erste Erfahrungen mit knuffigen Figuren, in denen ausgefeilte Technik steckt. Britische Forscher versuchen, Gefühlsleben und Mimik des entfernt an ein Baby erinnernden Roboters Nao so zu perfektionieren, dass er Kindern in Krankenhäusern Angst vor Operationen nehmen kann.
Einen katzengroßen Dinosaurier-Roboter namens Pleo gibt es seit Jahren auch in Deutschland zu kaufen. "Grundsätzlich sind viele Menschen bereit, sich auf Maschinen als Kommunikations- oder Spielpartner einzulassen", sagt Gerhard Sagerer, Roboterforscher und Rektor der Universität Bielefeld. "Menschen reden ja auch mit ihrem Auto oder Computer."