Bericht zu Umweltzerstörung:2022 wieder mehr Urwald abgeholzt

Lesezeit: 2 min

Ein Lastwagen steht in einem Rodungsgebiet des Amazonas. (Foto: Fernando Souza/dpa)

Zuletzt nahm die Zerstörung des tropischen Regenwaldes weltweit noch einmal zu. Manche Länder haben das Abholzen aber zumindest gebremst.

Weltweit sind im vergangenen Jahr einem Bericht zufolge rund 4,1 Millionen Hektar tropischer Urwald zerstört worden. Damit ist Wald mit einer Fläche der Schweiz verloren gegangen - zu einem kleineren Teil durch Brände, hauptsächlich aber durch andere Gründe wie zum Beispiel Abholzung.

Umgerechnet sind pro Minute Baumbestände von einer Größe von elf Fußballfeldern verschwunden, wie aus einer neuen Berechnung des World Resources Institute (WRI) in Washington hervorgeht, die am Dienstag veröffentlicht wurde. Die Gesamtfläche des binnen eines Jahres zerstörten tropischen Urwaldes war laut Bericht in den vergangenen 20 Jahren nur 2016, 2017 und 2020 größer. So seien im vergangenen Jahr zehn Prozent mehr tropischer Urwald zerstört worden als 2021, damals waren es rund 3,75 Millionen Hektar.

Besonders stark sei weiterhin der tropische Wald in Brasilien und in der Demokratischen Republik Kongo betroffen. Nach dem Amazonas-Regenwald ist das Kongobecken das größte verbliebene tropische Waldgebiet - und eines der außergewöhnlichsten Ökosysteme der Welt. Die "Lunge Afrikas" erstreckt sich von der Demokratischen Republik Kongo auch in die angrenzenden Länder Gabun, Kamerun, Zentralafrikanische Republik, Äquatorialguinea und die Republik Kongo. Laut der Naturschutzorganisation WWF gibt es im Kongobecken rund 10 000 Arten tropischer Pflanzen, von denen knapp ein Drittel nur in dieser Region vorkommen.

SZ PlusWaldbrände
:"Lernt aus unseren Fehlern und kommt dem Desaster zuvor"

In Kanada brennen gerade riesige Waldflächen. Liegt das am Klimawandel? Schon, sagt der Feuerökologe Robert Gray - aber auch an der Art, wie die Wälder bewirtschaftet werden. Darin steckt auch eine Lektion für Europa.

Interview von Petra Krumme

Dank dieser vielfältigen, dichten Vegetation gehört der Regenwald des Kongobeckens zu den wichtigsten Kohlenstoffsenken weltweit. Das heißt, der Wald entzieht der Atmosphäre Kohlenstoffdioxid - laut Wissenschaftlern der Universität Leeds jährlich 1,5 Milliarden Tonnen. Gleichzeitig werden im Kongobecken große Mengen an Erdöl und Erdgas vermutet. Das will die kongolesische Regierung künftig fördern und hat im vergangenen Jahr trotz Protesten von Natur- und Klimaschützern entsprechende Projekte ausgeschrieben.

In Ghana, Bolivien und Angola habe der Verlust des Waldes am stärksten zugenommen, hieß es vom WRI. Unter anderem Indonesien und Malaysia dagegen hätten den Verlust ihrer Wälder auf niedrigem Niveau halten können.

Mit Hilfe der Plattform Global Forest Watch beobachten zahlreiche Naturschutzorganisationen unter Leitung des WRI seit 2014 unter anderem mit Satellitentechnik Veränderungen von Waldlandschaften weltweit. Das WRI erstellte den darauf basierenden Report jährlich gemeinsam mit Forschenden der Universität Maryland.

Urwald, also vom Menschen weitgehend unberührter Naturwald, hat eine große Bedeutung bei der Erhaltung von Biodiversität und ist bei der Speicherung von Kohlendioxid - kurz CO₂ - besonders wichtig. Durch die 2022 zerstörte Fläche seien 2,7 Milliarden Tonnen CO₂ freigesetzt worden, rechneten die Autoren der Studie vor. Dies entspreche ungefähr den jährlichen Emissionen durch fossile Brennstoffe in Indien.

© SZ/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusAgrarwissenschaften
:Landwirtschaft ohne Tiere: Geht das überhaupt?

Auch im Bio-Landbau sind Dünger aus Schlachtabfällen üblich. Manche Landwirte arbeiten stattdessen "biozyklisch-vegan" mit pflanzlichem Dünger. Aber kann das im großen Stil funktionieren - und wäre es sinnvoll?

Von Monika Kovacsics

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: