"Phobos-Grunt":Kontakt zu verschollener russischer Marssonde

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Nach dem verpatzten Start galt "Phobos-Grunt" schon als verloren. Nun hat eine Esa-Bodenstation im australischen Perth Signale der russischen Sonde empfangen. Ist die Mission noch zu retten?

Die europäische Weltraumorganisation Esa hat einen Kontakt zu der vor zwei Wochen außer Kontrolle geratenen Marssonde Phobos-Grunt hergestellt. "Das ist ein erstes Lebenszeichen", sagte ein Sprecher des European Space Operations Centre (Esoc) in Darmstadt.

Gibt es noch eine Chance, dass die Sonde Phobos-Grunt ihr Ziel, den Marsmond Phobos, erreicht? (Foto: dpa)

Am Dienstagabend um 21.25 Uhr (MEZ) habe eine Esa-Bodenstation im australischen Perth Signale der russischen Sonde empfangen, erklärte der Esa-Sprecher Bernhard von Weyhe. Allerdings seien die Daten bisher noch nicht ausgewertet.

Für die russischen Partner ergibt sich nun doch noch eine Chance, das fünf Milliarden Rubel (knapp 120 Millionen Euro) teure Projekt zu retten.

Nach dem Erreichen der Umlaufbahn am 9. November hatten die Triebwerke der umgerechnet 125 Millionen Euro teuren Sonde Phobos-Grunt für den Weiterflug zum Mars nicht gezündet. Seither gab es keinen Kontakt mehr. Die Sonde soll den Marsmond Phobos umkreisen.

"Wir haben einen Befehl zum Aktivieren verschickt", sagte der Esoc-Sprecher. Der Sender der seit zwei Wochen verschollenen Sonde habe darauf reagiert. Allerdings seien die Wissenschaftler sich "nicht sehr sicher", was genau sie empfangen hätten. Die Esa-Wissenschaftler arbeiten demnach eng mit russischen Ingenieuren zusammen, um den Kontakt mit Phobos-Grunt aufrechtzuerhalten.

Russland hatte die Sonde am 8. November mit einer Rakete vom Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan gestartet. Sie sollte auf Phobos, dem größten Marsmond, Bodenproben sammeln und bis 2014 zur Erde bringen. Doch wenige Stunden nach dem Start gab es technische Probleme, so dass die Sonde den entscheidenden Austritt aus der Erdumlaufbahn nicht schaffte, um Kurs auf den Marsmond zu nehmen. Der Flugkörper befinde sich auf einer "sehr niedrigen, sehr ungünstigen" Umlaufbahn, sagte der Esoc-Sprecher.

Erst am Dienstag hatte die russische Weltraumbehörde Roskosmos die Einschätzung geäußert, Phobos-Grunt sei so gut wie verloren und werde wohl auf die Erde stürzen. Nun besteht doch noch eine kleine Chance, die Mission zu retten.

Allerdings sind die Zeitfenster für die Funkkontakte nur jeweils fünf bis zehn Minuten lang.

Außerdem müsste die Raumsonde spätestens bis zum Monatsende auf Kurs gebracht werden, weil sich die nächste günstige Distanz zwischen Erde und Mars erst wieder in zwei Jahren ergibt. So lange aber werde sie "nicht überleben", sagte der Vize-Chef der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos, Vitali Davidow.

Im November 1996 war die russische Marsmission Mars 96 gescheitert - die Sonde stürzte in den Pazifischen Ozean. Erst mit Phobos-Grunt wollte Roskosmos seine interplanetare Forschungsmission wieder aufnehmen.

Ein Sprecher erläuterte der Nachrichtenagentur Ria Nowosti, warum die Europäer bessere Möglichkeiten hätten, mit dem Gerät in Kontakt zu treten: Die Sonnensegel sind demnach nur aktiv, wenn die Sonde sich nicht im Erdschatten befindet - bei ihren 16 Erdumläufen am Tag sei daher von Australien aus eine Kontaktaufnahme möglich, von Russland aus nicht. Der Roskosmos-Vertreter äußerte sich jedoch skeptisch, dass die Mission gerettet werden kann.

Sollte es doch gelingen, würde die Sonde nach elf Monaten Flugzeit auf dem Marstrabanten ankommen und dort Bodenproben sammeln. Phobos ist mit einem Durchmesser von rund 18 Kilometern der größere von zwei Marsmonden. Er kreist in einem Abstand von 10.000 Kilometern um den roten Planeten. Die Untersuchung von Bodenproben soll Hinweise liefern, ob es sich bei Phobos um einen Asteroiden in der Umlaufbahn des Mars handelt, oder ob der Himmelskörper aus dem Roten Planeten herausgebrochen ist.

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