Naturschutz - Dobbin-Linstow:Minister will weniger Wild im Wald zum Schutz neuer Bäume

Deutschland
Till Backhaus (SPD, M), Agrar- und Umweltminister von Mecklenburg-Vorpommern, wandert. Foto: Jens Büttner/dpa/Archivbild (Foto: dpa)

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Linstow (dpa/mv) - In Mecklenburg-Vorpommerns Wäldern soll es zum Schutz von Neuanpflanzungen künftig weniger Wild geben. "Der fortschreitende Klimawandel und die dadurch erforderlich gewordene massive Aufforstung und Waldmehrung im Land müssen durch einen angepassten Wildbestand begünstigt werden", sagte Agrarminister Till Backhaus (SPD) am Samstag bei der Delegiertenversammlung des Landesjagdverbands in Linstow (Landkreis Mecklenburgische Seenplatte). Viele Jäger sehen Pläne zur Reduzierung der Wildbestände, um das Abfressen junger Setzlinge zu vermindern, kritisch. Sie plädieren eher für die Einzäunung von Neuanpflanzungen.

Wald und Wild gehörten zusammen und könnten nicht ohne einander, meinte Backhaus. "Doch um weiterhin wildreiche Wälder in unserem Land zu haben, müssen diese erst einmal wachsen." Sein Vorschlag: Zunächst solle beobachtet werden, wie das Wild im Wald wirkt. Auf dieser Basis solle es dann eine Abschussplanung geben.

Für die Umstellung der Jagd auf bleifreie Munition kündigte der Minister eine Übergangszeit von drei Jahren in MV an. Dadurch bekämen alle Jäger genug Zeit, sich umzustellen. In den Wäldern der Landesforstanstalt werde bereits seit einigen Jahren mit bleifreier Munition gejagt. Die anfängliche Skepsis sei schnell verflogen. Mehrere Bundesländer seien bereits vollständig auf bleifreie Munition umgestiegen, darunter Schleswig-Holstein, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und das Saarland.

Der bisherige Präsident des Landesjagdverbands, Volker Böhning, forderte, dass sein Verband rechtzeitig in die Erarbeitung des geplanten neuen Jagdgesetzes in Mecklenburg-Vorpommern einbezogen werde. Zur Umstellung auf bleifreie Munition sagte er, die Jäger müssten dafür ihre Übungsschießstände umbauen. Dafür benötigten sie finanzielle Unterstützung von Bund und Land. Zum Streitthema Wolf sagte Böhning, Deutschland müsse endlich gegenüber der EU den guten Erhaltungszustand der Art erklären, damit Wölfe auch geschossen werden könnten.

Am Nachmittag wählten die Delegierten ein neues Präsidium. Neuer Präsident ist der Landschaftsarchitekt Thomas Nießen. Der 55-Jährige setzte sich im zweiten Wahlgang mit 93 von 143 gültigen Stimmen gegen den bisherigen Vize-Präsidenten Marco Gemballa durch, nachdem Böhning nach 20 Jahren im Amt nicht mehr angetreten war. Neue Vize-Präsidenten sind den Angaben zufolge der CDU-Bundestagsabgeordnete Dietrich Monstadt (65), der Richter Henning Wetzel (46) und der Bauingenieur Martin Rosch (47). Im Amt als Schatzmeister bestätigt wurde der Verwaltungsfachwirt Bernd Wieczorkowski (60). In Mecklenburg-Vorpommern gibt es dem Verband zufolge rund 10.000 Jäger.

© dpa-infocom, dpa:220611-99-626359/3

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