Umwelt:Mikroplastik fliegt 100 Kilometer weit

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Solche Mikroplastikpartikel verschmutzen die Meere und werden oft von Fischen und anderen Meeresbewohnern aufgenommen. (Foto: ---/dpa)
  • Dass Kunststoffteilchen über Gewässer auch in entlegene Regionen gelangen, ist schon länger bekannt.
  • Nun zeigen Forscher, dass Mikroplastik auch über die Luft transportiert werden kann.

Von Tina Baier

Mikroplastik ist überall: Im Eis der Pole, im Kot von Meeresschildkröten und sogar auf dem Grund des Marianengrabens, der mit etwa 11 000 Metern tiefsten Stelle des Weltmeers. Wie gelangen die winzigen Kunststoffteilchen mit einem Durchmesser von weniger als fünf Millimeter an die entlegensten Orte der Welt? Dass sie weite Strecken über Flüsse zurücklegen, ist schon länger bekannt. Umweltforscher um Deonie Allen vom Ecolab im französischen Castanet-Tolosan haben jetzt herausgefunden, dass große Mengen dieser Teilchen auch über die Luft transportiert werden können ( Nature Geoscience).

Die Menge der Plastikteilchen, die auf diesem Weg in eine scheinbar unberührte Bergregion gelangte und sich dort ablagerte, war dabei ähnlich groß, wie die in den Großstädten Paris und Dongguan in China.

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Fünf Monate lang sammelten und analysierten die französischen Umweltforscher in einem Gebiet mitten in den französischen Pyrenäen Niederschlagsproben. Die Auswertung ergab, dass sich dort täglich etwa 365 Plastikteilchen pro Quadratmeter ablagern.

"Es ist nur schwer herauszufinden, woher das vorgefundene Mikroplastik stammt", sagt Volker Matthias vom Helmholtz-Zentrum Geesthacht. "Dass in der vorliegenden Studie eine ähnlich hohe Anzahl von Mikroplastikpartikeln wie in früheren Studien in Städten gefunden wurde, legt allerdings nahe, dass es sich in dieser dünn besiedelten Gegend nicht vorwiegend um lokale Quellen handelt."

Mithilfe von Computersimulationen in denen die zum Zeitpunkt der Untersuchung herrschende Witterung berücksichtigt wurde, ermittelten die Wissenschaftler, dass die Plastikteilchen fast 100 Kilometer in der Luft unterwegs waren, bevor sie sich abgelagert haben. "Ich halte es nicht für überraschend, dass auch verhältnismäßig große Mikroplastikpartikel über große Distanzen transportiert werden können", sagt Matthias.

"Wenn die Partikel durch turbulente Luftbewegungen einmal in größere Höhen angehoben wurden, können sie - analog zu Sahara- und Vulkanstaub - auch über größere Entfernungen transportiert werden." Woher das Mikroplastik in den Pyrenäen stammt, wissen die Forscher noch nicht. Die Herkunft der Partikel in den Ozeanen ist dagegen schon ziemlich genau untersucht. Demnach entsteht der größte Teil der Teilchen beim Waschen synthetischer Textilien und durch den Abrieb von Autoreifen.

© SZ vom 16.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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