Artenschutz:Die Leoparden kommen

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Leoparden sind extrem scheu. (Foto: Zeljko Lukunic/PIXSELL via www.imago-images.de/imago images/Pixsell)

Im Norden Chinas gibt es wieder mehr Raubkatzen - warum das ein Beispiel für erfolgreichen Naturschutz ist.

Von Tina Baier

Eigentlich sind Leoparden Überlebenskünstler. Extreme Kälte und extreme Hitze machen ihnen kaum etwas aus und wenn es nichts anderes zu fressen gibt, ernähren sie sich von Käfern und Reptilien. Trotzdem stehen die meisten der neun Unterarten von Panthera pardus auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion (IUCN) und gelten als gefährdet oder sogar als stark gefährdet.

Umso erstaunlicher ist das Ergebnis einer Studie, die gerade im Wissenschaftsjournal Integrative Zoology erschienen ist. Demnach steigt die Zahl der Leoparden zumindest im Norden Chinas - genauer gesagt auf dem Lössplateau - wieder an. "Wir waren total überrascht", sagt Studienautorin Bing Xie, die die Raubkatzen an der Beijing Normal University und an der University of Copenhagen erforscht. "Wir wussten, dass es in dieser Gegend Leoparden gibt, aber wir hatten keine Ahnung, wie viele."

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Um das herauszufinden, verteilten die Biologen in einem 784 Quadratkilometer großen Gebiet im Löss-Bergland von Huabei 52 Wildtierkameras. In einer Höhe von etwa einem halben Meter befestigten sie die Kameras an Bäumen, die in der Nähe der Pfade und Schleichwege der Leoparden lagen. Zwei Jahre lang wurde Tag und Nacht gefilmt, drei bis fünf Mal im Jahr luden die Forscher die Aufnahmen herunter und erneuerten die Batterien.

Große Tiere töten sie mit einem Biss in die Kehle, kleinen beißen sie in den Nacken

Auf den Filmen waren Männchen, Weibchen und auch Jungtiere zu sehen. Unter anderem aufgrund des Musters im Fell gelang es den Wissenschaftlern, einzelne Individuen zu unterscheiden und so Doppelzählungen zu vermeiden. Aufgrund ihrer Beobachtungen berechneten sie schließlich mithilfe eines mathematischen Modells die Populationsdichte auf dem ganzen Plateau. Im Jahr 2016 lebten demnach 88 Leoparden in der Region. 2017 waren es schon 110.

Im Vergleich zu anderen Regionen, in denen es die Tiere noch gibt, sei das eine sehr hohe "Leopardendichte", schreiben die Biologen in ihrer Veröffentlichung. Zudem geht die Zahl sonst fast überall zurück. Wie bei den meisten anderen bedrohten Spezies ist es der Mensch, der den Leoparden am meisten zusetzt. Nach Schätzung der Naturschutzorganisation WWF sind seit den 1990er-Jahren mehr als 30 Prozent ihres Lebensraums verloren gegangen, unter anderem weil Wälder abgeholzt und in Ackerland umgewandelt wurden. Zudem werden Leoparden seit einigen Jahren verstärkt gejagt. Ihre Knochen sind in der traditionellen asiatischen Medizin eine beliebte Alternative zu Tigerknochen geworden.

Den Grund für die schnelle Erholung der Leopardenpopulation im Norden Chinas sehen die Wissenschaftler in erfolgreichem Naturschutz. Jahrzehntelang waren auch dort die Wälder abgeholzt worden, um Landwirtschaft zu betreiben. Doch seit etwa fünf Jahren wird das Plateau wieder aufgeforstet. In der Folge kehrten zuerst Wildschweine und Hirsche zurück und dann auch die Leoparden, die diese Tiere fressen.

Auf der Jagd schleichen sich die Raubkatzen zuerst nah an ihre Beute heran. Im richtigen Moment springen sie dann aus ihrem Versteck und reißen ihr Opfer zu Boden. Große Tiere töten sie mit einem Biss in die Kehle, kleinen beißen sie in den Nacken.

Die Aufnahmen der Kameras beweisen, dass es im Norden Chinas wieder jede Menge Leoparden gibt. Doch die Raubkatzen sind extrem scheu. Weder Bing Xie, die die Tiere seit zehn Jahren erforscht, noch sonst irgendjemand aus ihrem Team, hat je einen von ihnen in freier Wildbahn gesehen.

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