Landwirtschaft:Arbeit im Untergrund

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Regenwürmer im Boden sind noch nützlicher als gedacht. (Foto: Westend61 / Mareen Fischinger/mauritius images / Westend61 / M)

Regenwürmer tragen global erheblich zum Anbau von Nahrungsmitteln bei. Einer Studie zufolge entspricht ihr Anteil etwa dem von Russland.

Von Christian Weber

Man möchte sie nicht unbedingt im Salat finden, aber sie tragen erheblich dazu bei, dass ein solcher auf dem Teller liegt: Der Beitrag der Regenwürmer zur Welternährung ist womöglich deutlich größer als bislang gedacht. Nach einer jetzt im Fachmagazin Nature Communications veröffentlichten Studie ermöglichen die Gliederwürmer die Herstellung von jährlich 140 Millionen Tonnen Nahrung weltweit, darunter 6,5 Prozent der globalen Getreide- und 2,3 Prozent der Gemüseproduktion. Das entspreche ungefähr dem Anteil Russlands an dieser Produktion, berichtet das Team um den Agrarökonomen Steven Fonte von der Colorado State University.

Besonders wichtig ist das Wirken der Würmer im Untergrund in den Ländern des Südens, vermutlich weil die Landwirte dort weniger Zugang zu Dünger und Pestiziden haben. In Lateinamerika tragen die Würmer zu acht Prozent der Getreideproduktion bei, in Afrika südlich der Sahara sind es sogar zehn Prozent.

Vielleicht gibt es Organismen, die sogar noch wichtiger für die Bodenproduktivität sind

Die Einschätzung der Würmer beruht auf einer Analyse von Daten zu Regenwurm-Populationen, Bodeneigenschaften, Düngeraten und Ernteergebnissen. "Das ist der erste Versuch, den ich kenne, wo man sich die Biodiversität eines Fleckens Erde anschaut und dann sagt: Ok, das ist sein Beitrag auf einer globalen Skala", sagt Steven Fonte in einer Mitteilung.

Dass Regenwürmer in vielfältiger Weise zum Pflanzenwachstum beitragen, weiß man seit Langem. Sie lockern den Boden auf, tragen zum Wasserrückhalt bei und helfen bei der Verarbeitung von organischem Material, so dass Nährstoffe besser zu den Pflanzen gelangen. Einige Studien deuten darauf hin, das die Würmer auch die Produktion von Wachstumshormonen befördern und den Pflanzen bei der Abwehr von pathogenen Bodenkeimen helfen. Manche Autoren schätzen, dass Regenwürmer die Produktivität von Pflanzen um bis zu 25 Prozent steigern.

"Regenwürmer können vor allem in Regionen hilfreich sein, wo weniger Chemikalien eingesetzt werden können", sagt Fonte. Immer noch werde die Bedeutung gesunder Böden unterschätzt. Dafür, Regenwürmer in neuen Gebieten anzusiedeln, plädiert er zwar nicht. Doch solle man sie dort, wo sie bereits leben, unterstützen. Und die Wissenschaft solle generell die Bedeutung von Bodenlebewesen für die Agrarwirtschaft erforschen. "Vielleicht gibt es noch andere Organismen, insbesondere Mikrobengemeinschaften, die noch wichtiger sind."

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