Es mag schon fast zur Routine geworden sein, dass Nasa und Esa neue Bilder des James-Webb-Weltraumteleskops veröffentlichen, das seit einigen Monaten in 1,5 Millionen Kilometern Entfernung von der Erde seine Arbeit macht. Aber es ist im Vergleich zu den älteren Bildern, etwa des ehrwürdigen Hubble-Teleskops, doch immer wieder ein Gefühl, als würde man eine Brille aufsetzen und endlich scharf sehen. Dieser Eindruck stellt sich auch beim neuesten Bild in der Galerie ein, einer Aufnahme der Galaxie Messier 74 (M74) im Sternbild Fische, auch als "Phantom-Galaxie" bekannt.
Die Galaxie liegt mit rund 32 Millionen Lichtjahren Entfernung vergleichsweise nah an der Erde und ist so orientiert, dass man von hier aus frontal auf ihre sehr deutlich ausgeprägten Spiralarme schaut, darum ist sie schon länger beliebt bei Astronomen. Nie zuvor aber hat man so genau ihre Strukturen erkennen können.
Man schaut direkt in den zentralen Sternhaufen der Galaxie hinein
Aus wissenschaftlicher Sicht besonders interessant ist dabei der zentrale Bereich, der im Bild in blau zu sehen ist - da Webb mit Infrarotlicht arbeitet, ist das Bild nachträglich koloriert. Weil sich dort wenig Gas befindet, kann man direkt in den zentralen Sternhaufen der Galaxie hineinschauen, eine sehr helle und dichte Region, in der neue Sterne entstehen. Solche Bilder sollen helfen zu verstehen, wie im nahen Universum die ersten Phasen der Sternentstehung ablaufen.
Das Bild ist Teil eines größeren Projekts der internationalen Phangs-Kollaboration, in dem 19 Galaxien in der Umgebung der Erde beobachtet werden sollen, von denen bereits das Hubble-Teleskop und auch Teleskope auf der Erde Bilder gemacht haben. Die Kombination von früheren Aufnahmen im optischen Bereich mit den Webb-Bildern bei größeren Wellenlängen soll laut Nasa dabei helfen, Regionen der Sternentstehung in den Galaxien zu identifizieren. Zudem sollen die Massen und das Alter von Sternenhaufen bestimmt und der interstellare Staub untersucht werden.