Italien:Das Land, wo die Mangos blühn

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Die ganz große Auswahl gibt es an diesem Obst- und Gemüsestand in Florenz, auch Mangos. (Foto: Johana Mlichova/Pond5 Images/Imago)

Der Klimawandel hat Folgen für die Landwirtschaft in Italien: Selbst am Alpenrand wachsen jetzt Oliven und im Süden werden immer mehr Tropenfrüchte angebaut.

Von Marc Beise, Rom

Die Mango ist eine tropische und subtropische Pflanze, auch wenn ihre Frucht heute in europäischen Supermärkten wie selbstverständlich zum Sortiment gehört. Man sollte sich an diesen Ursprung erinnern, damit klar wird, was in Italien gerade passiert. Landwirte bauen jetzt auf ihren Feldern im Süden, auf Sizilien und in Apulien und Kalabrien, Mangos an, mit rapiden Wachstumszahlen. Bisher wurde die Frucht überwiegend aus Asien eingeflogen, vor allem aus Indien. Dort ist sie seit Tausenden Jahren heimisch und in der Überlieferung sogar als Götterspeise nachgewiesen.

Nach Europa kam die Mango zum ersten Mal im 16. Jahrhundert, an Bord von portugiesischen Indienfahrern. Die erste Erwähnung hierzulande fand die "Manga" in einem Bericht des italienischen Entdeckers und Reiseschriftstellers Ludovico Varthema, der 1517 in Rom starb. Aber erst in der heutigen Generation wird sie in Europa zur Alltagsfrucht. In jüngster Zeit haben italienische Landwirte die Mango als ein lohnendes Geschäftsmodell entdeckt. Das Obst ist groß, schwer, höherpreisig und wird gerne gegessen. Man kann daraus Öl generieren oder sie als Heilpflanze verwenden. Und was die CO₂-Bilanz angeht, sind kürzere Wege ohne Flug natürlich besser.

Die Anbaufläche hat sich seit 2019 mehr als verdoppelt

Nur hat der Siegeszug der Mango in Europa auch mit dem Klimawandel zu tun, und das ist kein gutes Zeichen: Es wird einfach immer wärmer im Norden, selbst wenn das in Italien viele und auch die Regierenden nicht als Problem sehen. Die Landwirtschaft ist der Wirtschaftszweig, der mehr als jeder andere unter den Folgen des Klimawandels leidet und sich umstellen muss. Zu Beginn der herbstlichen Erntesaison berichtete jetzt der italienische Lobbyverband Coldiretti von einem rasant steigenden Mango-Anbau. So werden in diesem Jahr schon 1200 Hektar bewirtschaftet, 2019 waren es noch weniger als die Hälfte, 2004 noch praktisch nichts.

Die Landwirte haben nicht nur Mangos im Angebot, sondern auch andere früher exotische Früchte, so Bananen, Avocados, die Passionsfrucht oder Litschis. Sie folgen damit traditionellen Nutzpflanzen nach, die wiederum weiter nach Norden wandern. Der Olivenbaum beispielsweise ist jetzt schon am Rande der Alpen angekommen. Laut Coldiretti liegt die letzte nördliche Grenze der Olivenölproduktion zur Zeit in der Provinz Sondrio, kurz vor der Schweiz.

Allerdings kann man in Apulien sehen, dass da noch jemand nach Norden wandert: das Xylella-Bakterium, das vor etwa zehn Jahren per Schiff nach Italien eingeschleppt wurde und ganze Olivenhaine dahinmetzelt, indem es die Poren der Bäume verstopft und damit die Wasserzufuhr kappt - ein brutales Ende für diese langlebige Kulturpflanze. Noch ist kein Mittel gegen die Seuche gefunden, und wer durch Südapulien fährt, den kann das Grausen packen: Quadratkilometerweit ragen verdorrte Stämme in den Himmel - ein Problem, das zwar in Wissenschaft und Politik bekannt ist, aber dennoch nicht mit Nachdruck bekämpft wird. So kommt das Bakterium voran, pro Jahr etwa zehn Kilometer. Mittlerweile ist es schon rund um Bari nachgewiesen und hat die Ernteerlöse Apuliens halbiert.

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