Wenn es den angeblich so fleißigen Bienen zu Beginn des Frühjahrs noch viel zu kalt ist, um ihren Stock zu verlassen, sind Hummeln längst unterwegs. Manchmal sind die pelzigen Insekten so früh dran, dass noch keine Blumen blühen und sie nichts zu fressen finden. Doch die Hummeln wissen sich zu helfen, wie Ökologen der ETH Zürich jetzt herausgefunden haben. Sie betätigen sich sozusagen als Gärtner und bringen die Pflanzen dazu, früher zu blühen ( Science ).
Schon häufiger haben Entomologen Hummeln dabei beobachtet, wie sie Blätter von Pflanzen anknabbern. Das Verhalten war ein Rätsel, denn die Tiere fressen die herausgebissenen Stückchen nicht und trinken auch nicht den austretenden Pflanzensaft. Die Zürcher Forscher fanden jetzt heraus, was der Sinn dieses Verhaltens ist.
In ihrem Experiment ließen Consuelo de Moraes und Mark Mescher Hummeln einige Tage lang hungern. Dann setzten sie die Tiere zu Tomatenpflanzen und Schwarzem Senf, die noch keine Blüten hatten. Sofort begannen die Hummeln, an den Blättern zu nagen. Wie die Forscher in Science schreiben, blühte der Senf daraufhin 16 Tage und die Tomaten sogar 30 Tage früher als unverletzte Pflanzen, die zur Kontrolle unter genau denselben Bedingungen wuchsen.
Interessanterweise wurde die Blüte dagegen kaum beschleunigt, wenn die Ökologen die Blätter von Tomaten und Senf mit Rasierklingen und Pinzetten traktierten und so ganz ähnliche Verletzungen verursachten wie die Hummeln. Die Forscher vermuten deshalb, dass die Insekten zusätzlich zu der mechanischen Verletzung noch einen Wirkstoff injizieren, der die Pflanzen dazu bringt, Blüten zu bilden.
Die Studie zeige, dass das Zusammenspiel zwischen Pflanzen und bestäubenden Insekten flexibler ist, als bisher angenommen, schreibt Lars Chittka, Biologe an der Londoner Queen Mary University in einem Begleitkommentar in Science. Das bedeute möglicherweise auch, dass es sich an die Klimaerwärmung ganz gut anpassen kann.