HPV-Impfung:Höhere Hürde für Viren

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Neue Studie zur umstrittenen Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs: Ein zweiter Impfstoff wirkt besser als der erste gegen Krebsvorstufen, allerdings nicht so gut wie erwartet.

Christina Berndt

Seit zwei Jahren wird allen Mädchen zwischen 12 und 17 Jahren eine Impfung gegen Papillomviren (HPV) empfohlen, denn manche HPV-Typen können Gebärmutterhalskrebs auslösen. Beide zur Verfügung stehenden Impfstoffe sind allerdings noch jung; bis heute ist daher kaum abzuschätzen, wie gut sie wirklich vor dem Krebs schützen.

Die Daten zum ersten Impfstoff Gardasil sehen in den Augen kritischer Fachleute weniger gut aus, als es die öffentlichkeitswirksamen Kampagnen des Herstellers vermuten ließen. Nun liegen Daten aus einer klinischen Langzeit-Studie zum zweiten Impfstoff Cervarix vor ( Lancet, online). Das Ergebnis dieser Studie an 18.700 Frauen, die vom Hersteller finanziert wurde und an der Firmen-Mitarbeiter beteiligt waren, ist erheblich besser als das der großen Studien zu Gardasil.

Auch die aktuelle Studie konnte allerdings nicht die tatsächlich Senkung der Krebsgefahr durch die Impfung untersuchen. Gebärmutterhalskrebs entwickelt sich im Laufe vieler Jahre. Die Forscher suchten daher nach Gewebe-Veränderungen, die als Krebsvorstufe gelten. Um bald an Daten zu gelangen, impfte das Team zudem nicht nur junge Mädchen, für die der Impfstoff bestimmt ist, sondern Frauen zwischen 15 und 25 Jahren.

Drei Jahre nach den Impfungen waren bei den Geimpften 30 Prozent weniger Krebsvorstufen aufgetreten. Eigentlich hoffen Ärzte auf eine Verminderung um 70 Prozent, weil die Impfstoffe vor den beiden HPV-Typen 16 und 18 schützen, die für 70 Prozent aller Fälle von Gebärmutterhalskrebs verantwortlich sein sollen.

Hochgerechnete Daten

Ein Schutz von 70 Prozent ergab sich in der Cervarix-Studie, wenn die Forscher nur jene Frauen in die Auswertung einbezogen, die vor der Impfung mit keinem der 13 krebserregenden HPV-Typen infiziert waren. Ein solches Vorgehen ist allerdings heikel, weil Daten nachträglich hochgerechnet werden.

In diesem Fall wurden 7000 der 18.700 Teilnehmerinnen ausgeschlossen. So blieb eine Gruppe von braven Mädchen übrig, die selbst mit 25 Jahren noch kaum Sex hatten und daher wohl auch in Zukunft besonders zurückhaltend sein wird. "In der realen Welt dürfte aber nur eine Minderheit dieser Gruppe angehören", sagt die Studien-Expertin Ingrid Mühlhauser von der Universität Hamburg.

Gleichwohl könne die Impfung den Gebärmutterhalskrebs in wenigen Jahrzehnten deutlich zurückdrängen, betont der Heidelberger Medizin-Nobelpreisträger Harald zur Hausen gemeinsam mit Karin Michels von der Harvard-Universität im Lancet.

Nun stehe aber eine Vergleichsstudie beider Impfstoffe an. Beides sieht auch Ingrid Mühlhauser so. "Außerdem ist es wichtig, die Impfung in ein Gesamtkonzept einzubauen", sagt sie. Dazu gehöre auch eine qualitätsgesicherte Krebsfrüherkennung, weil die Impfung allein den Krebs nicht vollständig verhindern kann.

Die Studie zeige auch erstmals, wie sich die Impfung tatsächlich auswirke, so Mühlhauser. Der Anteil der Frauen, die zu einem Eingriff am Gebärmutterhals überwiesen wurden, sank nur unwesentlich - von 14,2 Prozent bei den nicht geimpften auf 12,8 Prozent bei den geimpften.

© SZ vom 7.7.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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