Weltartenschutz-Konferenz in Panama:Viele Haie stehen jetzt unter Schutz

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Ein Hammerhai schwimmt vor der mexikanischen Küste. (Foto: Jordi Chias via www.imago-images.de/imago images/Nature Picture Libr)

Fischerei-Nationen hatten sich quergestellt, dennoch hat die Weltartenschutz-Konferenz beschlossen, dass 60 Hai-Arten strenger kontrolliert werden sollen. Für Tierschutzorganisationen ist das ein großer Erfolg.

Von Tina Baier

Auf der Weltarten-Konferenz, die derzeit in Panama tagt, hat es einen Durchbruch beim Schutz der Haie gegeben. Nach stundenlangen Debatten wurde in der Nacht zum Freitag beschlossen, 60 Hai-Arten international besser zu schützen. Umweltorganisationen sehen darin einen Meilenstein.

"Das ist ein Riesenerfolg, denn nun ist die industrielle Haifischerei weltweit endlich stark eingeschränkt", sagt Sandra Altherr von der Tierschutzorganisation Pro Wildlife. "Dieses Votum kann eine Trendwende darstellen und auch jenen Hai-Arten den dringend benötigten Schutz bieten, die lange Zeit übersehen wurden", sagt Barbara Slee vom International Fund for Animal Welfare in einer Pressemitteilung der Tierschutzorganisation. Der WWF bezeichnete die Entscheidung als "historisch für die Gesundheit der Meere".

Auf der Weltartenschutz-Konferenz treffen sich die 184 Mitgliedstaaten des Washingtoner Artenschutzübereinkommens, auch bekannt als Cites (Convention on International Trade in Endangered Species), bei dem es um Handelsbeschränkungen für bestimmte Tier- und Pflanzenspezies geht. Grundgedanke des Abkommens ist, dass Handel mit Exemplaren oder Produkten einer Art nur stattfinden darf, wenn es nicht nachteilig für den Erhalt der Tiere und Pflanzen ist. Je gefährdeter eine Art ist, desto strenger sind die Handelsbeschränkungen.

Besonders schwierig war in Panama die Debatte um die Requiemhaie, zu denen unter anderem der Schwarznasenhai, der Seidenhai und der Walbuchthai gehören. Panama, die EU und 13 weitere Mitgliedstaaten hatten den - am Ende erfolgreichen - Antrag gestellt, alle 54 Arten dieser Familie unter Schutz zu stellen. Für 19 Spezies war die Begründung, dass sie vom Aussterben bedroht sind. Für die restlichen 35 führten die Antragssteller das sogenannte Look-Alike-Kriterium an: Weil die Flossen und das Fleisch dieser Tiere im Handel nicht von streng geschützten Arten zu unterscheiden sind, gefährdet es indirekt auch vom Aussterben bedrohte Spezies, wenn mit Produkten dieser Haie gehandelt werden darf. Da es keine Kontrollmöglichkeit gibt, wäre es für illegale Fischer viel zu einfach, Fleisch und Flossen von Haien, die vom Aussterben bedroht sind, einfach umzudeklarieren.

Der Handel mit Fleisch und Flossen von Haien wird künftig streng kontrolliert

Fischerei-Nationen wie Japan und Kanada wollten vor allem verhindern, dass der Blauhai unter Schutz gestellt wird, der in diesen Ländern intensiv gejagt wird. Doch ein Antrag, den Blauhai nicht auf die Liste der geschützten Arten zu setzen, scheiterte deutlich.

Im Konsens wurde in Panama dagegen beschlossen, künftig alle Hammerhai-Arten unter Schutz zu stellen. Für die drei größten Spezies gelten bereits seit 2013 Handelsbeschränkungen. Doch als Folge wurden andere, kleinere Arten vermehrt gejagt. Diese stehen jetzt ebenfalls unter Schutz. "Diese Entscheidung war überfällig", sagt Sandra Altherr.

Hammerhaie verhalten sich gegenüber Menschen nicht aggressiv. (Foto: Rights Managed via www.imago-images.de/imago images/Ardea)

Alle Hai-Arten wurden in den sogenannten Anhang II von Cites aufgenommen. Das bedeutet nicht, dass der Handel mit ihnen ganz verboten ist - das gilt nur für Spezies, die in Anhang I stehen. Doch der Handel mit den Haien beziehungsweise ihrem Fleisch und ihren Flossen wird künftig viel strenger kontrolliert. Für fast jede Lieferung von Haiprodukten ist jetzt eine Genehmigung erforderlich. Das macht es auch Zoll- und Strafverfolgungsbehörden einfacher, Verstöße zu erkennen und nachhaltigen Handel sicherzustellen. Bisher gab es nur wenige Beschränkungen - nur 25 Prozent aller Hai-Arten, mit denen gehandelt wird, waren international geschützt.

Vor allem für die Flossen von Haien gibt es einen großen Markt. In vielen asiatischen Ländern gilt Haifischflossensuppe als Delikatesse. In der traditionellen chinesischen Medizin werden Haiflossen unter anderem als Appetitanreger und als Potenzmittel eingesetzt.

Weil für die Fischer deshalb oft nur die Flossen der Haie interessant sind, wird nach wie vor das sogenannte Finning praktiziert, das in vielen Ländern zwar verboten ist, aber oft kaum kontrolliert wird. Dabei schneiden die Fischer den Haien die Flossen ab und werfen sie dann lebend wieder ins Wasser, um Stauraum auf den Booten zu schaffen. Die Haie sinken ohne Flossen bewegungsunfähig auf den Meeresgrund, wo sie verbluten oder ersticken.

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