Doch auch wenn der Kommerz die Bewegung erreicht hat, bleiben die meisten Aktionen illegal. München beispielsweise hat eine Grünanlagensatzung, die Bußgelder für den Eingriff in städtische Beete vorsieht. Bislang waren die Aktionen aber zu unbedeutend für Strafbescheide, heißt es aus dem zuständigen Baureferat. In Berlin dagegen kam es im Streit um den Gemeinschaftsgarten "Rosa Rose", einen der bekanntesten Guerilla-Gärten Deutschlands, zu Polizeieinsätzen und Festnahmen.
Nicht nur juristisch, sondern auch ökologisch gesehen ist das illegale Gärtnern eine zweischneidige Angelegenheit. "Im Ansatz sehe ich die Idee positiv", sagt die Ökologin Ulrike Weiland von der Universität Leipzig. Das Pflanzen könne das Gemeinschaftsgefühl der Anwohner stärken.
"Aber urbane Brachflächen können einen hohen Wert für die Pflanzen- und Tierwelt einer Stadt haben." Nachtigallen zum Beispiel bauen ihre Nester gerne am Boden städtischer Brachen in unmittelbarer Nähe von Gehölzen, Reptilien leben in der Nähe von warmen Mauersüdseiten und seltene Amphibien an feuchten Stellen ungenutzter Flächen. Insekten sammeln ihren Nektar aus Wildblumen. Nicht alles, was Gärtner gerne pflanzen, ist ein guter Lebensraum für die Tiere.
Problematische Farbflecken
Gerade die beliebten Farbflecken könnten Probleme verursachen, warnt auch Heidrun Heidecke vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland. "Die gelb blühende Forsythie mag schön aussehen, aber als ursprünglich nicht einheimisches Gewächs ist sie für Insekten nutzlos". Ähnliches gelte für viele beliebte Sommerblumen, die Gärtner - ob legal oder nicht - so gerne pflanzen.
Wer wissen möchte, wie schützenswert ein Areal ist, sollte sich an die Behörden wenden, rät daher Ulrike Weiland. "In den meisten großen Städten gibt es eine Biotop-Kartierung. Sie kann bei den für Naturschutz zuständigen Ämtern eingesehen werden."
Wer essbare Pflanzen anbaut, sollte sich schon aus Eigeninteresse informieren: Städtische Böden können mit Giftstoffen kontaminiert sein, die die Pflanzen aufnehmen. Auch Gerd Wessolek vom Institut für Ökologie der TU Berlin empfiehlt, sich im Zweifelsfall Rat bei Fachleuten und Umweltverbänden zu holen. "Als wunderbares Nebenprodukt findet dabei ein Stück Umweltbildung statt", sagt er.
So absurd es klingt, dass die botanischen Brigaden den Abwurf ihrer Samenbomben mit den Ämtern klären, so häufig wird die Zusammenarbeit bereits praktiziert. Der Berliner Garten "Rosa Rose" zum Beispiel ist nach langen Kämpfen umgezogen - auf eine von der Stadt bereit gestellte Fläche. Auch der bekannteste Guerillero, Richard Reynolds selbst, beackert die Beete vor seinem Wohnblock längst im Auftrag der Hausverwaltung.