Würzburg:Würzburger Schatztruhe: Chefarzt guckt durchs Schlüsselloch

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Würzburg (dpa/lby) - Vorsichtig fährt Chefarzt Wolfgang Scheppach sein Endoskop durch das vermutlich mehr als 200 Jahre alte Schloss der alten Truhe. Schon wenige Augenblicke später erscheint auf dem Krankenhaus-Bildschirm des Würzburger Juliusspitals ein deutliches Bild. Auf dem Monitor im Operationssaal ist das Innere der schweren Schatzkiste zu sehen, die vor etwa einem Monat zufällig bei Bauarbeiten im Weinkeller des Juliusspitals gefunden wurde. Mehrere Minuten lang dreht und bewegt er seine Instrumente, die üblicherweise für Magen-Darm-Spiegelungen genutzt werden. Doch das Ergebnis bleibt jedes Mal das gleiche: Die Kiste ist leer.

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Würzburg (dpa/lby) - Vorsichtig fährt Chefarzt Wolfgang Scheppach sein Endoskop durch das vermutlich mehr als 200 Jahre alte Schloss der alten Truhe. Schon wenige Augenblicke später erscheint auf dem Krankenhaus-Bildschirm des Würzburger Juliusspitals ein deutliches Bild. Auf dem Monitor im Operationssaal ist das Innere der schweren Schatzkiste zu sehen, die vor etwa einem Monat zufällig bei Bauarbeiten im Weinkeller des Juliusspitals gefunden wurde. Mehrere Minuten lang dreht und bewegt er seine Instrumente, die üblicherweise für Magen-Darm-Spiegelungen genutzt werden. Doch das Ergebnis bleibt jedes Mal das gleiche: Die Kiste ist leer.

„Da ist nix drin - außer ein paar Papierschnipsel und Reste einer Schnur“, sagte Scheppach am Mittwoch nach der „Operation“. Auf einem Zettelchen steht in altdeutscher Schrift „Kostenrechnung“ und „Verpflegung“. Der Experte für Innere Medizin hatte fast eine halbe Stunde lang mit verschiedenen Endoskopen im Wert von je 20 000 Euro die Eisentruhe genau inspiziert. Auch versteckte Fächer oder Kassetten fand er nicht.

„Die Erwartungen waren höher“, sagte Horst Kolesch, Leiter des Juliusspital-Weinguts. Er hatte auf alte Weinflaschen, Münzen oder zumindest Dokumente gehofft. „So wenig wie nix - außer ein paar Papierschnipseln - das war natürlich das unterste Ende der Erwartungen.“ Die Aktion im OP-Saal wurde von gut zwei Dutzend Journalisten begleitet.

Die Untersuchung an Patient „Kiste Weingut“ - so steht sie nun mit Vor- und Nachname im Krankenhausinformationssystem des Juliusspitals - war nötig, weil die sogenannte Kriegskasse mit zwei Schlössern gesichert ist. Das Spital hat allerdings keine Schlüssel für die Truhe. Auch Sammler konnten nicht die passenden Schlüssel bieten. Experten hatten auch das fachmännische Öffnen der etwa 80 Kilogramm schweren Kiste angeboten. „Bevor die von weiter weg anreisen, wollten wir schauen, ob sich das überhaupt lohnt“, so Kolesch.

Für Scheppach und seine OP-Kolleginnen war der „Eingriff“ durchaus etwas Besonderes. „99,5 Prozent unserer Patienten sind Menschen“, sagte der Gastroenterologe dazu. Selten nutzen die Mediziner die sogenannte Schlüssellochtechnik auch für Musikinstrumente. „Dann suchen wir beispielsweise nach einer Signatur, um das Alter eines Instrumentes bestimmen zu können.“ Eine Schatztruhe dagegen hat er noch nie endoskopiert.

Die Experten zum Öffnen der Schatztruhe müssen nun nicht anreisen. „Die Kiste bleibt zu“, sagte Kolesch dazu. Aber die Kriegskasse werde als „schönes Zeitzeugnis“ einen Ehrenplatz an einer dekorativen Stelle bekommen. „Wir stellen sie zur Schau - und da mag sie sich schämen!“

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