Neubrandenburg:Gedenkzeichen für NS-Bücherverbrennung enthüllt

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Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) hat am Dienstag an zwei einschneidende Ereignisse der deutschen Geschichte am 9. November erinnert: Die Verwüstung...

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Schwerin/Neubrandenburg/Rostock (dpa/mv) - Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) hat am Dienstag an zwei einschneidende Ereignisse der deutschen Geschichte am 9. November erinnert: Die Verwüstung von Synagogen durch die Nationalsozialisten 1938 und an den Mauerfall 1989.

„Der 9. November ist ein besonderes Datum. Er steht einerseits für einen der schrecklichsten und andererseits für einen der schönsten Tage in der deutschen Geschichte“, betonte Schwesig. „Er zeigt, wie wichtig es ist, dass wir uns Freiheit, Demokratie und Einheit bewahren.“

Sie denke an diesem Tag an die Opfer der Judenverfolgung durch die Nazis. „Aber wir freuen uns auch darüber, dass neues jüdisches Leben in unserem Land entstanden ist.“ Über den 9. November 1989 sagte die Regierungschefin: „Alle, die diese Tage erlebt haben, werden sie nie vergessen. Es waren Tage der Freude in Ost und West.“ Dazu wurden zudem die Ausstellungen „Perspektivwechsel“ in der Rostocker Kunsthalle und der Kunsthalle St. Annen in Lübeck parallel eröffnet.

An weiteren Orten in Mecklenburg-Vorpommern wurde der Opfer der Pogromnacht gedacht. So wurden unter anderem in Neubrandenburg Kränze am Standort der zerstörten jüdischen Synagoge niedergelegt. Es ist erschreckend, dass auch heute noch Angst, Einschüchterung und Gewalt zum Alltag jüdischer Bürger in Deutschland gehören, sagte Oberbürgermeister Silvio Witt (parteilos) vor etwa 100 Menschen.

Auf dem Neubrandenburger Markt erinnert nun ein Gedenkzeichen an die Bücherverbrennung durch die Nationalsozialisten im Mai 1933. Damals war auch die Bevölkerung in der Stadt aufgefordert worden, Bücher missliebiger Autoren zum Markt zu bringen, wie Witt bei der Enthüllung des Zeichens sagte. „Es war eine Zäsur in der Meinungsfreiheit.“ Die Verfolgung der Juden habe schon begonnen gehabt, die Bücherverbrennung sei der Auftakt zur Verfolgung weiterer oppositioneller Gruppen durch die NS-Machthaber gewesen.

Das Erinnerungszeichen hatte der Förderverein der Regionalbibliothek Neubrandenburg angeregt. Dazu wurde ein Betonquader mit Tafeln aus Stahl beklebt. Auf drei Seiten stehen Namen der Autoren, die damals auf „Schwarzen Listen“ veröffentlicht worden waren. Auf der Oberfläche wurde ein Zitat von Heinrich Heine (1797-1856) von 1823 eingraviert: „Das war ein Vorspiel nur. Dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende Menschen.“ Die Initiative hatte die Landeszentrale zur politischen Bildung gefördert. Im Nordosten gab es bisher nur in Rostock ein ähnliches Gedenkzeichen.

Die Enthüllung wurde mit einer Lesung zum Thema „Verbrannte Literatur“ und der Ausstellung „Verbrannt - nicht vergessen: Bücher aus den „Schwarzen Listen“ der NS-Bücherverbrennungen 1933 im Untergeschoss der Regionalbibliothek begleitet.

Bereits am Montag hatten einige Parteien und Gewerkschaften an Orten in Mecklenburg-Vorpommern der Geschehnisse von 1938 gedacht. Die Vorsitzende der Linksfraktion im Schweriner Landtag, Simone Oldenburg, warnte dabei vor einem Rechtsruck in der Gesellschaft: „Antisemitismus und Rassismus sind heute wieder auf dem Vormarsch. Menschen werden wegen ihrer Hautfarbe, ihrer Herkunft, ihrer Religion oder politischen Haltung verächtlich gemacht, angegriffen und ermordet.“

In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 brannten in Deutschland Synagogen, jüdische Geschäfte und Wohnungen. Die sogenannten November-Pogrome waren Teil der Verbrechen der Nationalsozialisten an der jüdischen Bevölkerung.

© dpa-infocom, dpa:211109-99-928430/3

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