Mainz:Gedenkstätten zur NS-Zeit: „Wir sind am Limit“

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Mainz (dpa/lrs) - Gut drei Monate nach einer Entschließung des Landtags zur Förderung der Gedenkarbeit wollen die Träger der NS-Gedenkstätten jetzt auch Taten sehen. "Das ist ein ganz klarer Auftrag für die Landesregierung gewesen", sagte Dieter Burgard als Vorsitzender des Sprecherrates der Landesarbeitsgemeinschaft der Gedenkstätten und Erinnerungsinitiativen zur NS-Zeit in Rheinland-Pfalz. Jedoch sei der bisherige Mittelansatz für die Gedenkstättenarbeit im Entwurf für den Haushalt 2019/20 in keiner Weise ausreichend, kritisierte Burgard am Mittwoch in Mainz.

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Mainz (dpa/lrs) - Gut drei Monate nach einer Entschließung des Landtags zur Förderung der Gedenkarbeit wollen die Träger der NS-Gedenkstätten jetzt auch Taten sehen. „Das ist ein ganz klarer Auftrag für die Landesregierung gewesen“, sagte Dieter Burgard als Vorsitzender des Sprecherrates der Landesarbeitsgemeinschaft der Gedenkstätten und Erinnerungsinitiativen zur NS-Zeit in Rheinland-Pfalz. Jedoch sei der bisherige Mittelansatz für die Gedenkstättenarbeit im Entwurf für den Haushalt 2019/20 in keiner Weise ausreichend, kritisierte Burgard am Mittwoch in Mainz.

Es sei ein Widerspruch, wenn eine Stelle für die Gedenkarbeit eingespart werde, gleichzeitig aber neue Anforderungen aus der Politik gestellt würden wie mehr Besuche von Schulklassen in den Gedenkstätten des Landes. „Wir sind am Limit, wir haben schon Schulklassen absagen müssen“, sagte Burgard, der auch erster Antisemitismus-Beauftragter von Rheinland-Pfalz ist. Allein in der Gedenkstätte Osthofen seien inzwischen mehr als 400 Überstunden angefallen. „Wenn Zusätzliches gefordert wird, dann müssen auch zusätzliche Mittel bereitgestellt werden.“

„Gedenkarbeit lebt immer von der Hand in den Mund“, kritisierte der Berliner Historiker Wolfgang Benz als Sprecher des wissenschaftlichen Fachbeirats zur Gedenkarbeit in Rheinland-Pfalz am Mittwoch in Mainz. Allein für die Erhaltung der bisherigen Arbeit in den Gedenkstätten Osthofen und Hinzert seien zusätzlich eine Lehrkraft in Vollzeit, eine volle wissenschaftliche Stelle und drei Stellen für geringfügig beschäftigte Guides erforderlich.

Der Aufbau neuer Erinnerungsorte werde zum großen Teil ehrenamtlich vorangetrieben, sagte Benz und nannte als Beispiele die Gedenkstätte im ehemaligen KZ Außenlager Rebstock bei Ahrweiler und im ehemaligen Außenlager Cochem-Gruttig-Treis. „Für die bestehenden und die neuen Gedenk- und Lernorte stehen seitens der Landeszentrale für politische Bildung nur sehr unzulängliche Ressourcen zur Verfügung“, kritisierten der Fachbeirat, die Landesarbeitsgemeinschaft und der Landesverband der Geschichtslehrer Deutschlands.

„Nirgendwo sonst erschließt sich historisches Geschehen besser, nirgendwo wird deutlicher, was das Erbe der NS-Zeit unmittelbar bedeutet“, sagte Benz. „Das ist und bleibt Bildungsziel, auch wenn uns kurzsichtige und kurzatmige Demagogen in neuen Parteien einreden wollen, ohne Geschichte seien Probleme der Zukunft besser zu meistern.“ Im April haben sich alle Fraktionen im Landtag mit Ausnahme der AfD in einer gemeinsamen Entschließung hinter die Forderung an die Landesregierung gestellt, „die Gedenkkultur in Rheinland-Pfalz durch weitere Förderung zu erhalten und bei Bedarf auf Grundlage entsprechender Forschungsarbeit auszubauen“.

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