Erfurt:Tausende Thüringer beantragen Einblick in Stasi-Akten

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Rund 30 Jahre nach dem Mauerfall ist das Interesse der Thüringer an Einsicht in ihre Stasi-Akten wieder gestiegen. Bis Ende November seien mehr als 8800 Anträge...

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Erfurt/Berlin (dpa/th) - Rund 30 Jahre nach dem Mauerfall ist das Interesse der Thüringer an Einsicht in ihre Stasi-Akten wieder gestiegen. Bis Ende November seien mehr als 8800 Anträge auf Akteneinsicht gestellt worden, sagte ein Sprecher der Stasi-Unterlagenbehörde am Mittwoch auf Anfrage. Im gesamten Jahr 2018 gab es in Thüringen dagegen nur knapp 7100 Anträge, 2017 waren es rund 7900. Bürger hatten vor 30 Jahren dafür gesorgt, dass die DDR-Staatssicherheit die Unterlagen über die Bespitzelung vieler DDR-Bürger nicht vernichten konnte.

Die Stasi-Bezirksverwaltung in Erfurt war am 4. Dezember 1989 die erste, die von Bürgerrechtlern besetzt worden war. Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) und der Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, Roland Jahn, würdigten beim Besuch einer Ausstellung ihr mutiges Engagement.

Ramelow erklärte nach Angaben der Staatskanzlei: „Zu den Sternstunden der deutschen Geschichte gehörte zweifelsohne die Besetzung der Stasi-Zentralen von Bürgerinnen und Bürgern der DDR.“ Die Stasi-Behörden seien als ein Symbol der Unterdrückung, Bespitzelung und Diffamierung besonders verhasst gewesen. „Zum ersten Mal in der Geschichte gelang es unbewaffneten Menschen, den Geheimdiensten einer Diktatur das Handwerk zu legen“, so Ramelow.

Jahn bezeichnete die gesicherten Stasi-Unterlagen als Dokumente zur Aufklärung über die SED-Diktatur sowie als „Trophäen der Friedlichen Revolution, die für den Mut der Bürgerinnen und Bürger steht“.

Allein in Thüringen sind in den vergangenen Jahrzehnten nach Angaben der Stasi-Unterlagenbehörde fast 542 000 Anträge auf Einsicht in Stasi-Akten gestellt worden - davon etwa 257 000 in Erfurt, 145 000 in Gera und 140 000 in Suhl.

Die Stasi-Unterlagenbehörde gewährt Bürgern Einblick in ihre Stasi-Akten. Die Dokumente werden aber auch öffentlichen Stellen sowie Wissenschaftlern und Medien auf Antrag zur Verfügung gestellt. Ach für die Rehabilitierung von SED-Opfern oder die Strafverfolgung spielen sie eine Rolle.

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