Weltweit haben Menschen ähnliche Vorlieben für Gerüche. Kulturelle Unterschiede spielen dabei eine kleinere Rolle als bisher angenommen wurde, das zeigt eine neue Studie eines internationalen Forschungsteams um den Neurowissenschaftler Artin Arshamian vom Karolinska Institut in Schweden im Fachjournal Current Biology.
In dieser Studie mussten 235 Menschen aus neun unterschiedlichen Regionen der Welt zehn Gerüche nach ihren Vorlieben ordnen. Unter den Testpersonen waren Jäger-und-Sammler-Völker aus Mexiko oder Thailand, Bauern aus Ecuador oder Stadtbewohner aus Mexiko und Thailand. Bei der Auswahl der Gerüche bezog sich das Team auf eine Studie der Forscher Andreas Keller und Leslie Vosshall aus dem Jahr 2016, bei der 476 verschiedene Geruchsmoleküle getestet wurden. Die neuen Daten wurden zudem mit den Ergebnissen von Keller und Vosshall abgeglichen.
Die ausgewählten Geruchsstoffe waren unter anderem Vanillin sowie das fruchtig riechende Buttersäureethylester oder Linalool, das in Kräutern wie Basilikum oder Oregano zu riechen ist. Unter den zehn Testproben setzte sich schlussendlich Vanillin als angenehmster Geruch in allen befragten Bevölkerungsgruppen durch. Am unangenehmsten war der Geruch der Isovaleriansäure, die für den Gestank von Fußschweiß verantwortlich ist.
Manche Gerüche waren wohl evolutionär entscheidend
Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Geruchsvorlieben der einzelnen Personen zwar unterscheiden, es jedoch keine gravierenden Unterschiede zwischen den verschiedenen Kulturen gibt. Den kulturellen Einfluss auf die Präferenz beziffert Arshamians Team auf lediglich sechs Prozent. 54 Prozent der Unterschiede ließen sich demnach auf persönliche Vorlieben zurückführen und 41 Prozent hätten mit der chemischen Struktur des Duftmoleküls zu tun, berichtet die Gruppe. "Traditionell wurde die Wahrnehmung von Gerüchen immer als kulturelles Phänomen angesehen, aber unsere Ergebnisse zeigen, dass die Kultur nur sehr wenig damit zu tun hat", sagt Arshamian.
Die Ergebnisse der Geruchsstudie zeigen gravierende Unterschiede zum Beispiel im Vergleich zur Wahrnehmung der Attraktivität von Gesichtern. Dabei spielt die kulturelle Prägung früheren Studien zufolge die dominierende Rolle. Wie angenehm oder unangenehm wir Gerüche wahrnehmen, ist also weniger vom kulturellen Hintergrund eines Menschen abhängig als die Wahrnehmung, ob wir ein Gesicht attraktiv finden. "Wir wissen jetzt, dass es eine universelle Geruchswahrnehmung gibt", sagt Arshamian. Diese werde stark durch die molekulare Struktur der Geruchsstoffe gesteuert. So lasse sich erklären, dass es global universelle Geruchsvorlieben gibt.
Der nächste Schritt sei nun, herauszufinden, was im Gehirn bei der Geruchswahrnehmung passiert, sagt Arshamian. Manche Gerüche könnten als angenehmer empfunden werden, weil sie in der menschlichen Evolution wichtig für das Überleben waren. Bereits in der frühen Menschheitsgeschichte waren Gerüche ein Indikator dafür, ob Nahrung noch gegessen werden konnte. Wenn es schlecht gerochen hat, war die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die geplante Mahlzeit schon verdorben und somit gefährlich war.