Fraunhofer-Gesellschaft:Zweiter Fraunhofer-Vorstand muss gehen

Zentrale der Fraunhofer-Gesellschaft in München. (Foto: imago/imagebroker/Bahnmüller)

Nach der Trennung der Fraunhofer-Gesellschaft von ihrem langjährigen Präsidenten im Frühjahr beruft der Senat Vorstandsmitglied Alexander Kurz ebenfalls ab. Ihm werden "schwerwiegende Pflichtverletzungen" vorgeworfen.

Von Hanno Charisius

Erst vor drei Monaten trennte sich die Fraunhofer-Gesellschaft von ihrem langjährigen Präsidenten Reimund Neugebauer, und nun verkündete der Senat der Gesellschaft die nächste Veränderung im Vorstand. In einer Sondersitzung beschloss das Gremium am Freitag, den Innovationsvorstand Alexander Kurz mit sofortiger Wirkung abzuberufen. In einer Mitteilung erklärte die Senatsvorsitzende Hildegard Müller, die nach der Aufhebung des Vertrags mit Reimund Neugebauer angestoßenen Prüfungen hätten dazu geführt, "dass Sachverhalte bekannt wurden, die der Senat auf Grundlage einer umfassenden rechtlichen Prüfung auch als schwerwiegende Pflichtverletzungen durch Herrn Prof. Dr. Kurz zu Lasten der Fraunhofer-Gesellschaft bewertet".

Der Senat der Fraunhofer-Gesellschaft beschloss außerdem, Schadenersatzansprüche gegen Kurz und auch gegen den ehemaligen Präsidenten Neugebauer zu prüfen "und nötigenfalls auch gerichtlich durchzusetzen".

Fraunhofer-Gesellschaft
:Luxus für den Vorstand

Besuche im Nobelrestaurant, teure Geschenke und Dienstreisen: In einem vernichtenden Bericht wirft der Bundesrechnungshof der Fraunhofer-Gesellschaft zahlreiche Verstöße vor - und attestiert dem Forschungsministerium Kontrollversagen.

Von Christoph von Eichhorn

Im Februar hatte der Bundesrechnungshof (BRH) dem ehemaligen Fraunhofer-Präsidenten unangemessen hohe Spesenrechnungen und weitere Verfehlungen vorgeworfen. In Bericht des BRH hieß es: "Insgesamt zeigte sich ein unangemessener Umgang mit Steuermitteln durch überhöhte Reise-, Dienstfahrzeug- und Repräsentationskosten." Im Mai wählte der Fraunhofer-Senat Holger Hanselka zum neuen Präsidenten der Gesellschaft, der bis dahin das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) geleitet hatte.

Wie der Tagesspiegel berichtet, wird Neugebauer und Kurz Untreue vorgeworfen. Sie sollen demnach einen Berater-Vertrag über mindestens 1,1 Millionen Euro mit einem Bekannten vereinbart haben. Die Vereinbarung soll außerdem eine Einstellungszusage für einen Direktorenposten in der Fraunhofer-Zentrale enthalten haben. Eine Ausschreibung oder Bedarfsprüfung für diesen Posten habe es nicht gegeben.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusAstronomie
:Wie bunt ist das All wirklich?

Was die Weltraumteleskope Hubble und Webb aufzeichnen, verwandeln NASA und ESA in farbenprächtige Bilder von fernen Galaxien und sterbenden Sternen. Ist das Universum tatsächlich so kitschig?

Von Susanne Herresthal

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: