Erst vor drei Monaten trennte sich die Fraunhofer-Gesellschaft von ihrem langjährigen Präsidenten Reimund Neugebauer, und nun verkündete der Senat der Gesellschaft die nächste Veränderung im Vorstand. In einer Sondersitzung beschloss das Gremium am Freitag, den Innovationsvorstand Alexander Kurz mit sofortiger Wirkung abzuberufen. In einer Mitteilung erklärte die Senatsvorsitzende Hildegard Müller, die nach der Aufhebung des Vertrags mit Reimund Neugebauer angestoßenen Prüfungen hätten dazu geführt, "dass Sachverhalte bekannt wurden, die der Senat auf Grundlage einer umfassenden rechtlichen Prüfung auch als schwerwiegende Pflichtverletzungen durch Herrn Prof. Dr. Kurz zu Lasten der Fraunhofer-Gesellschaft bewertet".
Der Senat der Fraunhofer-Gesellschaft beschloss außerdem, Schadenersatzansprüche gegen Kurz und auch gegen den ehemaligen Präsidenten Neugebauer zu prüfen "und nötigenfalls auch gerichtlich durchzusetzen".
Im Februar hatte der Bundesrechnungshof (BRH) dem ehemaligen Fraunhofer-Präsidenten unangemessen hohe Spesenrechnungen und weitere Verfehlungen vorgeworfen. In Bericht des BRH hieß es: "Insgesamt zeigte sich ein unangemessener Umgang mit Steuermitteln durch überhöhte Reise-, Dienstfahrzeug- und Repräsentationskosten." Im Mai wählte der Fraunhofer-Senat Holger Hanselka zum neuen Präsidenten der Gesellschaft, der bis dahin das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) geleitet hatte.
Wie der Tagesspiegel berichtet, wird Neugebauer und Kurz Untreue vorgeworfen. Sie sollen demnach einen Berater-Vertrag über mindestens 1,1 Millionen Euro mit einem Bekannten vereinbart haben. Die Vereinbarung soll außerdem eine Einstellungszusage für einen Direktorenposten in der Fraunhofer-Zentrale enthalten haben. Eine Ausschreibung oder Bedarfsprüfung für diesen Posten habe es nicht gegeben.