Vorurteile und Realität:Welche sind die tödlichsten Tiere?

Ein anderes angsterregendes Tier ist der Tiger, der tatsächlich fünfmal häufiger Menschen tötet, als Haie es tun. Jedes Jahr sterben etwa 50 Personen in Indien, Bangladesch und Nepal durch die Raubkatzen. Und in Afrika soll die Zahl der Menschen, die von Löwen getötet werden ähnlich hoch sein. Doch auch das ist keine wirklich beeindruckende Zahl, wenn man sie ins Verhältnis mit anderen Todesursachen setzt.

Selbst Spinnen sind offenbar gefährlicher als Haie. Die Zahl der Opfer von Spinnenbissen liegt ähnlich hoch. Vor allem Wanderspinnen in Brasilien oder Witwenspinnen in Australien, Neuseeland, Nordamerika, aber auch Südeuropa und Nordafrika sind relativ gefährlich.

Gefährliche Riesen

Noch gefährlicher sind Nilpferde, die in Afrika sogar als gefährlichste Tierart überhaupt gelten. Die Hippos wirken zwar harmlos und behäbig, wenn sie mit ihren mehrere Tonnen schweren Körper ruhig im Wasser liegen. Doch sie sind leicht erregbar: Kommt ihnen zum Beispiel ein Boot zu nahe, können sie überraschend aggressiv und dank ihrer scharfen Eckzähne wirkungsvoll angreifen. Angeblich sterben jedes Jahr etwa 100 Menschen durch die Tiere.

Deshalb muss der Elefant als größerer Killer betrachtet werden, denn etwa 500 Menschen fallen den Dickhäutern jährlich zum Opfer. Diese Riesen, insbesondere die männlichen Tiere während der Brunftzeit, können sehr aufbrausend sein. Und wenn die bis zu fünf Tonnen schweren Tiere wütend werden, trampeln sie nieder, was ihnen unter die Füße kommt, schlagen mit dem Rüssel um sich und spießen sogar mit ihren Stoßzähnen auf.

Doch es gibt noch gefährlichere Tiere in freier Wildbahn. Krokodile und Alligatoren fallen zum Beispiel in Indien, Afrika, Australien, Süd- und Mittelamerika sowie in Florida immer wieder Menschen an. Mehrere hundert Tote jährlich gibt es dort, wo die Lebensräume des Homo sapiens und der Raubreptilien sich überschneiden. Manche Quellen gehen von mehr als 1000 menschlichen Opfern pro Jahr aus.

Erheblich kleiner, aber weitaus gefährlicher sind Skorpione, von denen unterschiedliche Arten vor allem in Mexiko und Brasilien sowie Nordafrika jährlich bis zu 5000 Todesopfer fordern. Das hängt vermutlich damit zusammen, dass die Tiere sich häufig dort verstecken, wo Menschen unweigerlich auf sie stoßen - etwa in Schuhen.

Doch wenn man die Opferzahlen betrachtet, so sind die mit Abstand gefährlichsten Killer die Giftschlangen: 50.000 bis 100.000 Menschen sterben jährlich. Gebissen werden die Opfer etwa in Asien auf den Reisfeldern von Kobras (Brillenschlangen), in Afrika in ihren Behausungen von Schwarzen Mambas oder auf Farmen in Nordamerika von Klapperschlangen.

Berücksichtigt man auch Bakterien, Viren und anderer Krankheitserreger als Killer, so stellen diese die Wirkung aller anderen Lebewesen natürlich weit in den Schatten. Allein die Einzeller der Gattung Plasmodium, die die Malaria verursachen, töten jährlich zwischen 1,5 und 2,7 Millionen Menschen.

Vor diesem Hintergrund bleibt die Angst der Taucher vor Australiens Küsten zwar nachvollziehbar, aber die Natur bietet erheblich gefährlichere Tiere als Haie - und seien sie auch noch so groß und weiß.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: