Es sind eigentlich gute Neuigkeiten, die der aktuelle Bericht des internationalen Erneuerbare-Energie-Netzwerks Ren21 bringt: Nach wie vor wachsen die Öko-Energien in beeindruckendem Tempo. Sie decken mittlerweile mehr als 26 Prozent der weltweiten Stromproduktion, etwa elf Millionen Menschen arbeiten in diesem Bereich. Mehrere Länder haben den Kohleausstieg eingeleitet - es tut sich etwas. Und doch ist die zentrale Botschaft des Papiers eine andere: Das reicht nicht aus, lautet sie.
Das Netzwerk, dem Forschungsorganisationen, Industrieverbände, NGOs und Regierungen angehören - darunter Deutschland, Dänemark und die USA - mahnt dringend an, es müsse mehr passieren. Vor allem kritisieren die Autoren, dass Erneuerbare bislang hauptsächlich im Strombereich zum Einsatz kommen. Betrachtet man den Gesamtenergieverbrauch einschließlich Heizen und Verkehr, ist noch fast nichts erreicht: In fünf Jahren ist der Anteil der Öko-Energien nur von 9,6 Prozent auf elf Prozent gestiegen, bei zugleich stetig wachsendem Energieverbrauch.
Klimawandel:Fossile Energie: Doppelt schädlich
Beim Abbau von Kohle, Öl und Gas werden offenbar viel größere Mengen Methan frei als gedacht. Das macht den Umstieg auf Erneuerbare noch dringlicher.
Erst in diesem Jahr ist der Corona-Pandemie auf entsetzliche Weise gelungen, was Klimakonferenzen, Milliardenförderung und allerlei guter Wille zuvor nicht geschafft hatten: Erstmals seit Langem gehen die energiebedingten CO2-Emissionen deutlich zurück, in diesem Jahr nach einer Schätzung der Internationalen Energieagentur IEA um bis zu acht Prozent.
Im Verkehr tragen Erneuerbare nur drei Prozent am Energieverbrauch
Doch nicht einmal dieser mit unzähligen Jobverlusten verbundene Einbruch reicht aus, um die Welt auf einen Pfad zu bringen, der mit den Pariser Klimazielen vereinbar wäre: Tatsächlich müssten die Emissionen laut den Ren21-Autoren mindestens zehn Jahre lang jeweils um einen ähnlichen Prozentsatz zurückgehen, um die Erwärmung wie vereinbart auf deutlich weniger als zwei Grad zu begrenzen. Das aber ist aus heutiger Sicht vollkommen unrealistisch. "Beim derzeitigen Tempo, im derzeitigen System und unter den derzeitigen Marktregeln würde die Welt ewig brauchen, um auch nur annähernd an ein CO2-freies Energiesystem heranzukommen", sagt Ren21-Geschäftsführerin Rana Adib.
Während die Fortschritte im Strombereich auch auf die vor vielen Jahren eingeleiteten politischen Maßnahmen zurückzuführen seien, seien die Hindernisse für eine Energiewende im Bereich Wärme, Kälte und Verkehr noch immer die gleichen. Somit beschränkt sich der Anteil Erneuerbarer im Wärme- und Kältebereich auf zehn Prozent des Energieverbrauchs, im Verkehr sind es sogar nur drei Prozent. Vor allem im Gebäudebereich mangele es an politischer Unterstützung.
Auch die Finanzierung klimaschädlicher Brennstoffe läuft offenbar bislang weiter, trotz diverser Initiativen, Geld aus diesem Bereich abzuziehen: Seit dem Unterzeichnen des Pariser Klimaabkommens haben private Banken laut dem Bericht jedes Jahr mehr Geld in Projekte zur Nutzung fossiler Brennstoffe gesteckt, zwischen 2016 und 2019 waren es insgesamt 2,7 Billionen US-Dollar.