Druckverlust:Pfusch führte zu Leck auf der Internationalen Raumstation

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Die an der ISS angedockte Sojus-Raumkapsel soll die Bewohner der Raumstation wieder zur Erde bringen. (Foto: dpa)
  • Am Mittwoch vergangener Woche pfiff Luft aus der ISS ins Weltall. Die Besatzung fand das Loch schnell und stopfte es provisorisch.
  • Vermutlich rutschte ein Monteur beim Bau einer Raumkapsel mit dem Bohrer ab und flickte das Loch mit Kleber. Der hielt immerhin zwei Monate lang.
  • Gefahr für die Besatzung bestand wohl nicht. Die Luftvorräte hätten noch für 18 Tage greicht.

Von Hanno Charisius

Das Leck, das in der vergangenen Woche zu einem Druckabfall auf der Internationalen Raumstation ISS geführt hat, wurde womöglich durch Schlamperei verursacht. Am Mittwochabend hatten Messgeräte die Besatzung sowie das Bodenpersonal in Moskau und Houston alarmiert, dass Luft durch ein Leck in der Hülle der Raumstation austritt. Schnell hatten die Raumfahrer ein zwei Millimeter großes Loch gefunden - glücklicherweise nicht in der Raumstation selbst, sondern in einer der angedockten Sojuskapseln, mit denen die Besatzung nach Dienstende auf der ISS wieder auf die Erde zurückkehrt.

Auch ein so winziges Loch kann für die Bewohner der ISS schnell zu einem Problem werden, weil die Atemluft ihrer Behausung ins Vakuum des Weltalls zischt. Zurzeit leben sechs Raumfahrer auf der ISS, unter ihnen der deutsche Astronaut Alexander Gerst. Die Besatzung hat das Leck zunächst mit einem klebstoffgetränkten Spezialtuch abgedichtet. Die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos teilte am Freitag mit, dass sich der Luftdruck wieder normalisiert habe und keine weiteren Risse gefunden wurden. Vor ihrem Einsatz trainieren die Raumfahrer solche Notlagen immer wieder zur Vorbereitung. Am Donnerstag schrieb Gerst auf Twitter: "Gestern hat sich wieder gezeigt, wofür unser Notfalltraining gut ist."

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Alexander Gerst ist am Freitagabend auf der Raumstation ISS angekommen. Zuvor musste die Crew allerdings 34-mal um die Erde kreisen - zwei Tage lang, in einem Modul ohne Toilette. Ein Vorteil für die Astronauten.

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Zunächst hieß es, ein Mikrometeorit hätte das Loch in die Hülle geschlagen. Doch inzwischen weist alles auf einen Produktionsfehler hin. "Vielleicht hat eine unsichere Hand das Leck bewirkt", sagte Dmitri Rogosin, Leiter der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos. Wahrscheinlich sei das Loch an der Innenseite der Kapsel bereits durch den technischen Fehler eines Spezialisten auf der Erde entstanden. Spuren eines abgerutschten Bohrers auf der Verkleidung würden darauf hinweisen. Die Mikrometeoritentheorie ist damit hinfällig.

Im All ist der Kleberpfropfen geschrumpft und aus dem Loch gefallen

Die russische Zeitung Prawda berichtet, dass das Loch wahrscheinlich beim Zusammenbau des Raumschiffs in die Hülle kam, vielleicht durch einen falsch angesetzten Bohrer. Jedenfalls bemerkten die Konstrukteure das Loch bereits damals und verstopften es mit Kleber. Im All sei der Kleberpropfen dann geschrumpft und aus dem Loch gefallen. Zwei Monate lang hat das Provisorium demnach gehalten. Erst im Juni hatte das betroffene Raumschiff, das Alexander Gerst und zwei weitere Raumfahrer in den Orbit 400 Kilometer über der Erde brachte, an der Internationalen Raumstation angedockt. Die Verantwortlichen seien identifiziert und bestraft worden, schreibt Prawda.

Die Sojuskapsel soll in ein paar Monaten trotz des Schadens drei Raumfahrer wieder zurück zur Erde bringen. Das Leck liegt im sogenannten Orbitalmodul, das bei der Rückkehr in den oberen Schichten der Erdatmosphäre ohnehin abgesprengt wird.

© SZ vom 05.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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