Dinosaurier:Das farbenfrohe Federkleid der Dinos

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Eine grafische Nachbildung von Tupandactylus imperator mit seinen kleinen Federn im Nacken. (Foto: Bob Nicholls)

Flugsaurier waren schon mit bunten Federn bestückt, haben Paläontologen ermittelt. Beim Fliegen half der Flaum jedoch recht wenig - die Forscher vermuten andere Zwecke.

Von Lukas Lorber

Normalerweise ist es ganz einfach: Vögel haben Federn, andere Lebewesen nicht. Doch das gilt wohl nur für die Gegenwart. Denn schon ein paar Dinosaurier und Flugsaurier wiesen vermutlich Federn auf. Inwieweit das zutrifft, wurde unter Wissenschaftlern lange kontrovers diskutiert. Eine Studie in der Fachzeitschrift Nature bestätigt jetzt nicht nur, dass die ausgestorbenen Reptilien Federn hatten, sondern zeigt auch auf, dass diese Federn vermutlich bunt waren.

Für diese Untersuchung hat sich das Forschungsteam um die Paläobiologin Aude Cincotta vom University College Cork in Irland das weiche Gewebe des Schädels eines Tupandactylus imperator angesehen, der vor rund 113 Millionen Jahren gelebt haben soll. Das Tier hatte eine Spannweite von fünf Metern, einen großen, leichten Kopf und gehörte zu den Pterosauriern. Diese Flugsaurier sind nahe Verwandte der landlebenden Dinosaurier. Die Forscher konnten in ihrer Analyse kleine Schnurrhaare, sogenannte Monofilamente, und verzweigte Federn nachweisen, wo man wiederum unterschiedliche Melanosomen finden konnte. Das sind spezielle Organellen, die das Pigment Melanin bilden. In Lebewesen ist Melanin für die Farbgebung von Haut, Augen und Haaren verantwortlich. Die Untersuchung zeigte somit, dass die Tiere auf ihrem Kopf gefärbte Federn hatten.

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Schon die Vorfahren der Dinosaurier könnten Federn geschmückt haben

Frühere Forschungen haben ergeben, dass die Pterosaurier einen kurzhaarigen Flaum aufwiesen, der zur Wärmeisolation diente. Bislang waren aber nur gleichförmige Melanosomen gefunden worden, was darauf hindeutete, dass die Farbgebung der Federn begrenzt war. Daher war man der Überzeugung, dass diese Federn nur zur Isolierung von Wärme dienten. Die Entdeckung verschiedener Melanosomen an einem Fossil lässt laut den Forschern darauf schließen, dass die Federn unterschiedliche Farben hatten. Das wirft ein neues Licht auf die Aufgabe des Federkleides von Dinos. Neben der Warmhaltefunktion könnten die Federn auch eine Signalwirkung für Artgenossen gehabt haben, zum Beispiel für die Paarung oder die Kommunikation. Für das Fliegen spielten die Federn jedoch keine Rolle, dafür waren die Federn zu klein, sie ähnelten in der Form eher einer Abflussbürste. Stattdessen hoben Pterosaurier mithilfe von Flughäuten an ihren Schwingen ab.

Die farbenfrohe Entdeckung wirft auch ein neues Licht auf die Evolutionsgeschichte von Federn. Wann diese aufkamen, wird seit dem Fund des ersten Archaeopteryx diskutiert. Entdeckt wurde der sogenannte Urvogel 1861 in der Fränkischen Alb, es handelte sich um den erdgeschichtlich frühesten Beleg für Federn eines Wirbeltiers. Der Archaeopteryx lebte vor rund 150 Millionen Jahren im Gebiet des heutigen Deutschland.

Mit den jetzigen Ergebnissen schiebt das Forschungsteam den Zeitpunkt der Entstehung von Federn deutlich weiter in die Vergangenheit. Denn anhand der Funde schließen die Paläontologen, dass Federn schon gemeinsame Vorfahren von Flugsauriern und Dinosauriern zierten, die vor rund 250 Millionen Jahren lebten und somit 100 Millionen Jahre vor dem Archaeopteryx. Es sei zwar auch denkbar, "dass Federn sich unabhängig voneinander in mehreren Gruppen von Dinosauriern sowie in Pterosauriern entwickelten", schreibt der Paläontologe Michael Benton von der Uni Bristol in einem begleitenden Kommentar in Nature. Gemeinsamkeiten in den Strukturen der Pigmente sowie genetische und entwicklungsbiologische Merkmale machten einen gemeinsamen Ursprung aber wahrscheinlicher.

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