Schwarzbären haben einen außergewöhnlichen Stoffwechsel. Die Hälfte ihres Lebens, jeweils die Wintermonate, verschlafen sie nahezu bewegungslos, ohne zu fressen und zu trinken. Allerdings bekommen die Tiere auch in diesem Zustand noch mit, was sich um sie herum abspielt.
Wenn Gefahr droht oder trächtige Weibchen kurz vor der Geburt von Jungen stehen, erhöht sich ihre Herzrate für kurze Zeit. Zu diesem Schluss kommen Forscher um den Physiologen Paul Iaizzo von der University of Minnesota, die über ein komplettes Jahr die Herzrate und Aktivität von acht amerikanischen Schwarzbären gemessen haben ( BMC Physiology, online).
Mit Hilfe von Radiohalsbändern spürten die Wissenschaftler die freilebenden Bären in ihren Winterquartieren im Norden Minnesotas auf und implantierten ihnen Herzfrequenz-Messgeräte im Brustraum unter die Haut. Die Apparate lieferten zusätzlich Daten über die Aktivität der Tiere. Die Biologen konnten so 24 Stunden am Tag die Herzschläge, Atemzüge und Bewegungen der Schwarzbären überwachen.
Nach neun Monaten besuchten die Forscher die Tiere zur Kontrolle, noch einmal drei Monate später kehrten sie erneut zurück und lasen die gespeicherten Messdaten mit einem tragbaren Empfänger aus. Im Sommer waren die Tiere bis zu 18 Stunden am Tag aktiv. Die Herzrate stieg im selben Zeitraum kontinuierlich an und erreichte Spitzenwerte von mehr als 200 Schlägen pro Minute.
Im Herbst wurden die Bären zunehmend nachtaktiv, ihre Herzrate sank. Während des Winterschlafs von November bis April atmeten die Tiere teilweise nur ein- bis zweimal pro Minute, und zwischen einzelnen Herzschlägen vergingen bis zu 14 Sekunden.
Reaktion auf Besuche
Doch auch in dieser Phase reagierten die Bären auf Veränderungen. Trächtige Weibchen schliefen zunächst tief ein, dann jedoch nahm die Herzrate mit fortschreitender Schwangerschaft zu. Nach der Geburt der Jungtiere verlangsamte sich der Herzschlag rasch wieder. Auch bewegten sich die Bärenmütter nach der Geburt noch weniger als zuvor - vermutlich um die Neugeborenen vor Verletzungen zu schützen und ihnen das Saugen zu ermöglichen.
Alle Bären reagierten zudem auf die Besuche der Wissenschaftler an ihrem Winterquartier. "Obwohl wir uns bemühten, so leise wie möglich zu sein, nahm die Herzrate der Bären zu, bevor wir den Eingang ihrer Schlafhöhle erreichten, und blieb über mehrere Tage erhöht", sagt Koautor Laske. "Das bestätigt, dass Bären ständig wachsam und bereit sind, im Notfall zu handeln."