Biologie:Jagd im trüben Wasser

Nichts zu sehen? Seehunde erkennen trotzdem, ob ein Fisch groß genug ist, damit sich die Jagd lohnt. Denn dazu brauchen sie ihre Augen nicht.

Christian Weber

Auch wenn Seehunde gerade im trüben Wasser jagen, können sie mit großer Sicherheit entscheiden, ob sich eine Attacke lohnt - dank ihrer extrem sensiblen Barthaare.

Seehunde besitzen äußerst sensible Barthaare auf der Schnauze. (Foto: ddp)

Mit neuen Experimenten haben Forscher um den Zoologen Wolf Hanke vom Marine Science Center der Universität Rostock nachgewiesen, dass die Meeressäuger anhand der Wasserwirbel die Form und Größe von Objekten, also auch von Fischen unterscheiden können ( Journal of Experimental Biology, Bd.214, S.1922, 2011).

Für ihre Analyse verbanden die Forscher ihrem Forschungs-Seehund Henry erst die Augen, dann zogen sie verschieden große und geformte Paddel durch ein Wasserbecken.

Danach wurde Henry ins Becken gelassen, der darauf trainiert ist, mit einem Nasenstupser auf ein bestimmtes Ziel zu signalisieren, ob ein Paddel vom Standardmodell abweicht.

Ihm gelang es unter anderem, Größenunterschiede von nur 2,8 Zentimeter sowie flache und zylinderförmige Paddel zu unterscheiden.

Die Rostocker Forscher vermuten, dass die Seehunde dieses herausragende Unterscheidungsvermögen entwickelt haben, weil sie so ihren Energieeinsatz bei der Jagd optimieren können: Für kleine, knochige Fische lohnt sich kein Flossenschlag, wohl aber für große fette.

© SZ vom 13.05.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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