Biologie:Auch Mikroben sterben aus

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Bakterien leben an so ziemlich jedem Ort der Erde, sogar in heißen Quellen auf Island. (Foto: Stilianos Louca)

Selbst Bakterien sind nicht vor dem Artensterben gefeit. Doch die Evolution sorgt für steten Nachschub.

Von Hanno Charisius

Bakterien waren die ersten Lebewesen auf der Erde. Sie haben den Planeten überhaupt erst bewohnbar gemacht für Pflanzen Tiere und Menschen. Vor wahrscheinlich 3,5 Milliarden Jahren tauchten die ersten Mikroben auf. Eine Milliarde Jahre später begannen Cyanobakterien, Sauerstoff zu produzieren und damit den Weg zu bahnen für die vielfältigen Lebensformen, die den Planeten seither besiedelt haben und noch heute besiedeln.

Die Bakterien sind aber nicht nur die Wegbereiter der Lebensvielfalt, sondern auch Opfer des steten Wandels. Dauernd gehen Mikrobenarten zugrunde, berichten Ökologen und Evolutionsforscher im Fachblatt Nature Ecology and Evolution. Zwischen 45 000 und 95 000 Bakterienlinien sind in den vergangenen eine Million Jahren verschwunden. Allerdings entstehen auch immer wieder neue Arten und zwar mehr als aussterben.

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Das Artensterben im biologischen Mikrokosmos ist demnach zwar beträchtlich, doch Bakterien werden deshalb nicht verschwinden - anders als im Zuge des aktuellen Massensterbens im Makrokosmos. Unter Tieren und Pflanzen ist die Zahl der aussterbenden Arten, auch durch menschliches Zutun, weitaus größer als die Zahl der Spezies, die neu entstehen.

Weil es nur wenige Fossilien von Bakterien gibt, mussten der Geomikrobiologe Stilianos Louca von der University of British Columbia und seine Kollegen den Stammbaum der Bakterien anhand des Erbguts heutiger Arten und mithilfe raffinierter Computeralgorithmen rekonstruieren. Zwar gebe es heute unglaublich viele Mikrobenarten, sagt Louca, "doch das ist nur ein winziger Teil der Vielfalt, den die Evolution im Lauf der Erdgeschichte hervorgebracht hat". Aus den Daten geht auch hervor, dass die Zahl der Bakterienarten stetig gewachsen ist, wahrscheinlich ohne Unterbrechung durch Großereignisse wie Vulkanausbrüche oder Meteoriteneinschläge, die Tiere und Pflanzen massenweise aussterben ließen. Bakterienarten verschwinden eher wegen der verschärften Konkurrenz anderer Mikroben, vermutet Louca.

© SZ vom 31.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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