Leistungsgesellschaft:Bis zum Umfallen

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In Japan und anderen asiatischen Staaten ist es selbstverständlich, maßlos zu arbeiten. Forscher fordern nun ein Umdenken. Aber sind die Menschen überhaupt offen dafür?

Von Thomas Hahn, Tokio

An dem Tag, als ihr Mann zum letzten Mal das Haus verließ, hat Emiko Teranishi ihn wieder gefragt: Willst du nicht lieber freinehmen? Sie hatte ihn das in den Monaten zuvor oft gefragt, fast jeden Tag, wie sie sagt, denn sein Job als Filialleiter einer Restaurantkette in Kyoto schien ihn immer mehr zu belasten. Diesmal wirkte er besonders müde. Es war der 14. Februar 1996. Valentinstag. Sie brachte ihm die Schokolade, über die er sich sonst immer freute. Aber er freute sich nicht. Er reagierte, als wären alle Gefühle aus seinem Körper entwichen. Emiko Teranishi erinnert sich noch, wie sie ihm nachblickte und seinen gebeugten Gang sah. Er arbeitete den ganzen Tag. Dann gab es ein Gespräch mit seinem Chef. Danach suchte er sich ein hohes Haus in einem Wohngebiet. Akira Teranishi wurde nur 49 Jahre alt.

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