Archäologie:Forscher: Bärenfelle als Schutz vor Kälte vor 300.000 Jahren

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Wolken spiegeln sich im Forschungsmuseum Schöningen. (Foto: Julian Stratenschulte/dpa/Archivbild)

Der ehemalige Tagebau in Schöningen an der Grenze zu Sachsen-Anhalt ist eine einzigartige Fundstelle für die Altsteinzeit. Jetzt haben Wissenschaftler hier wieder eine besondere Entdeckung gemacht. Profitiert davon auch das Museum?

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Hannover (dpa) - Bereits vor 300.000 Jahren haben Menschen im heutigen Norddeutschland Bärenfelle zum Schutz vor Kälte getragen. Dies legen Knochenfunde von der Ausgrabungsstätte am Forschungsmuseum Schöningen im Landkreis Helmstedt nahe. Ein Team von Wissenschaftlern der Universität Tübingen und des Senckenberg Centres for Human Evolution and Palaeoenvironment entdeckte Schnittspuren auf dem Mittelfuß- und dem Fingerknochen eines Höhlenbären. Ihre Studie, an der auch Kollegen der niederländischen Universität Leiden mitwirkten, ist Ende Dezember in der Fachzeitschrift „Journal of Human Evolution“ erschienen.

„Schnittspuren auf Knochen werden in der Archäologie oft als Hinweis auf die Verwertung von Fleisch interpretiert“, sagte Ivo Verheijen, einer der Autoren der Studie. Doch an Hand- und Fußknochen sei kaum Fleisch zu gewinnen. „In diesem Fall können wir solch feine und präzise Schnittspuren auf das sorgfältige Abziehen des Fells zurückführen.“ Es handele sich um einen der ältesten Belege dieser Art weltweit.

Schöningen ist eine international bekannte Fundstelle für die Altsteinzeit. In dem ehemaligen Braunkohletagebau waren in den 1990er Jahren die ältesten Jagdwaffen der Menschheit gefunden worden. Die Entdeckung der etwa 300.000 Jahre alten Schöninger Speere aus Holz galt als eine Weltsensation. 2017 wurde hier zudem das nahezu vollständige Skelett eines eurasischen Waldelefanten entdeckt.

Die archäologischen Ausgrabungen in Schöningen und die wissenschaftliche Untersuchung der Funde werden als Langzeitprojekt vom niedersächsischen Wissenschaftsministerium finanziert. Mit der Fundstelle besitze Niedersachsen ein weltweit einzigartiges Kulturerbe, betonte Wissenschaftsminister Falko Mohrs (SPD) in Hannover. Ein Ziel sei, das Forschungsmuseum Schöningen weiterzuentwickeln und seinen Bildungsauftrag möglichst breit und überregional zu vermitteln.

Das 2013 als Erlebniszentrum Paläon eröffnete Haus stand wegen der hohen Kosten von Anfang an in der Kritik. Möglicherweise auch aufgrund des Standortes an der Grenze zu Sachsen-Anhalt konnte es auf Dauer nicht so viele Besucherinnen und Besucher anziehen wie erhofft. Mitte 2019 wurde es vom Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege übernommen und in Forschungsmuseum Schöningen umbenannt.

© dpa-infocom, dpa:221228-99-33083/2

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