Hann. Münden:Verborgene Schätze des Römerlagers bleiben im Boden

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Hedemünden (dpa/lni) - 15 Jahre nach der spektakulären Entdeckung des großen Römerlagers bei Hedemünden in Südniedersachsen liegt der Großteil der vermuteten historischen Schätze weiterhin im Boden. Bisher seien erst fünf Prozent der Fläche untersucht worden, sagte der frühere Göttinger Kreisarchäologie Klaus Grote, der die Anlage im Mai 2003 in einem Wald oberhalb der Werra aufgespürt hatte.

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Hedemünden (dpa/lni) - 15 Jahre nach der spektakulären Entdeckung des großen Römerlagers bei Hedemünden in Südniedersachsen liegt der Großteil der vermuteten historischen Schätze weiterhin im Boden. Bisher seien erst fünf Prozent der Fläche untersucht worden, sagte der frühere Göttinger Kreisarchäologie Klaus Grote, der die Anlage im Mai 2003 in einem Wald oberhalb der Werra aufgespürt hatte.

„Vieles, darunter der 40 mal 40 Meter große Zentralbau des Römerlagers, wurde noch gar nicht angefasst und liegt noch unberührt im Boden“, sagte Grote. Das wird wohl auch so bleiben. Nach Angaben des niedersächsischen Landesarchäologen Henning Haßmann sind derzeit jedenfalls keine weiteren Grabungen geplant. „Für die aktuelle Forschungsdiskussion genügen die Bodenaufschlüsse der vergangenen Jahre“, sagte Haßmann.

Dass er damals auf das Römerlager stieß, habe er indirekt den bei Archäologen wenig beliebten illegalen Schatzsuchern zu verdanken, erinnert sich Klaus Grote. „Ich hatte damals von Bekannten gehört, dass da oben im Wald auf dem Gelände einer vermeintlich mittelalterlichen Wallanlage Raubgräber mit Metallsuchgeräten unterwegs waren“, berichtet der frühere Kreisarchäologe. „Ich habe nachgesehen und überall im Waldboden Löcher gefunden.“

Mit dem eigenen Metallsuchgerät stieß Grote dann unter anderem auf eine römische Lanzenspitze, Münzen, eine Katapult-Pfeilspitze und Zeltheringe. Als er schließlich sogar eine Pionier-Axt fand, war ihm klar: „Das ist eine von Römern gebaute Anlage.“

Diese These bestätigte sich schnell. Das Lager, davon gehen die Wissenschaftler heute aus, wurde von den Römern in den Jahren elf bis sieben vor Christus als Stützpunkt und logistische Basis für Feldzüge gegen die Germanen genutzt. Zu der Anlage gehörten Schutzwälle, Gräben, Tore, Palisaden und zahlreiche Bauwerke im Innenraum, darunter ein großer Zentralbau.

Mit Hilfe von Metalldetektoren und bei kleineren Grabungen wurden in den vergangenen Jahren rund 3000 Metallgegenstände gefunden, darunter zahlreiche Münzen, Legionärsdolche, eine besonders seltene Gefangenenfessel sowie weiteren Waffen und militärische Ausrüstungsgegenstände, dazu Werkzeuge, Schmuck und Keramik.

Außer der insgesamt vermutlich 25 Hektar großen Anlage oberhalb einer Furt über die Werra wurden die Standorte mehrerer Außenposten entdeckt, auf denen die Legionäre vermutlich auf hölzernen Türmen Wache schieben mussten. Auf die Spur dieser Posten kamen die Archäologen durch eiserne Beschlagnägel. Damit waren die Sohlen an den Sandalen der Legionäre befestigt, allerdings so, dass sie auf Schritt und Tritt verloren gingen, so dass sich ihre Marschwege rekonstruieren ließen.

„Der Stützpunkt Hedemünden war für die Römer ein wichtiger Trittstein auf ihrem Weg in den germanischen Norden“, sagt Landesarchäologe Haßmann zur Bedeutung der Anlagen. „Der Platz spielte sicherlich zur Sicherung des Werra-Übergangs sowie zur Versorgung der Truppe mit Nachschub eine wichtige Rolle.“

Trotzdem seien die Grabungen in Hedemünden erst einmal abgeschlossen, denn das Gelände sei ein geschütztes Bodendenkmal. „Archäologen versuchen - für Außenstehende verblüffend - möglichst nicht zu graben“, sagte Haßmann. „Denn auch eine Grabung bedeutet eine Zerstörung der archäologischen Substanz.“ Deswegen werde man auf dem Gelände wohl nur noch aktiv, wenn der Boden etwa durch Stürme, durch Tiere oder Forstarbeiten ohnehin aufgerissen sei. Dann allerdings erwarte man weitere interessante Funde.

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