Archäologie - Halle (Saale):Dauerausstellung im Landesmuseum in Halle jetzt komplett

Archäologie
Der "Reiterstein von Hornhausen" ist in einem Ausstellungsraum der Dauerausstellung zu sehen. Foto: Johannes Stein/dpa-Zentralbild/dpa (Foto: dpa)

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Halle (dpa/sa) - Ein vergoldeter Helm, ein "magischer" Ring und Teile aus dem Haushalt Martin Luthers: Rund 1200 Funde vom Mittelalter bis zur Neuzeit sind jetzt in der Dauerausstellung im Landesmuseum für Vorgeschichte Halle zu sehen. "Damit ist die Schau komplett", sagte Landesarchäologe Harald Meller am Donnerstag in Halle. "Zukünftige neue Funde werden teilweise in die Schau integriert, unter anderem die Stücke aus den Grabungen der Königspfalz Helfta und der Kreisgrabenanlage Pömmelte."

Besucher können die gesamte Dauerausstellung von Freitag an sehen. Die Erweiterung präsentiert die Zeitspanne vom 5. bis zum 17. Jahrhundert in vier Räumen auf 400 Quadratmetern.

Erstmals dauerhaft gezeigt werde beispielsweise ein vergoldeter Spangenhelm aus der ersten Hälfte de 6. Jahrhunderts. Er stammt aus dem Grab eines Mannes, der voll bekleidet mit einem goldbestickten Gewand und bewaffnet in einer hölzernen Grabkammer bei Stößen (Burgenlandkreis) lag.

Ebenso gibt es den Reiterstein von Hornhausen zu sehen. Der Stein stellt vermutlich einen fränkischen Reiterkrieger des 7. Jahrhunderts mit Helm, Schild, Schwert und Flügellanze dar.

Ausgestellt ist auch der Zauberring von Paußnitz (Sachsen) von 1150. Der etwa 5,1 Gramm schwere Silberring habe mit großer Wahrscheinlichkeit einem Kreuzfahrer gehört. Die Inschrift "NAINE MI XPS", was so viel heißt wie "Verneine mich Christus", wurde erst 2004 entziffert. Der Satz ist demnach als eine magische Anrufung und als Ausdruck inniger religiöser Hingabe zur Erlangung des Seelenheils zu werten. 

Auch Einrichtungsgegenstände aus dem Haushalt des Reformators Martin Luther (1483-1546), die bislang nur in Sonderausstellungen zu sehen waren, sind zu bestaunen.

Als zeitlicher Abschluss wird die Entwicklung heutiger Naturwissenschaften im 16. und 17. Jahrhundert thematisiert. Dazu gehört das Inventar einer frühneuzeitlichen Alchimistenwerkstatt aus dem 16. Jahrhundert, entdeckt in Wittenberg.

"Das Museum ist ein Filetstück mit Funden von besonderer Qualität und großer Bedeutung für das Welterbe, die es zu bewahren gilt", erklärte Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU). "Die Fertigstellung der Dauerausstellung und die jüngste Modernisierung macht das Museum als touristischen Leuchtturm unseres Heimatlandes noch attraktiver."

Insgesamt sind den Angaben zufolge seit 2019 rund 3,7 Millionen Euro in die bauliche Sanierung und den Aufbau der Dauerausstellung geflossen. Der größte Teil von rund drei Millionen Euro kam aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE).

Die komplette Dauerpräsentation bietet auf 2300 Quadratmetern rund 8000 Funde. Am Beginn steht eine Nachbildung des rund 400 000 Jahre alten steinzeitlichen Lagerplatzes von Bilzingsleben (Thüringen) mit Schädelknochen und Gerätschaften des "Homo erectus von Bilzingsleben". Höhepunkt ist die über 3600 Jahre alte Himmelsscheibe von Nebra, welcher derzeit eine Sonderausstellung gewidmet ist.

© dpa-infocom, dpa:211103-99-853687/5

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