Klimakrise:Im Amazonas verwandelt sich der Regenwald in Savanne

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Im Amazonas-Gebiet herrscht schwere Dürre. (Foto: BRUNO KELLY/REUTERS)

Anhaltende Dürre bedroht das kostbare Ökosystem in Südamerika. Eine neue Studie versucht zu erfassen, was der Mensch damit zu tun hat.

Von Christopher Schrader

Ein Zehntel bis knapp die Hälfte des Amazonas-Regenwaldes könnte bis 2050 derart unter Stress geraten, dass sich die Gebiete in einen instabilen, niedrigeren Wald oder eine Savanne verwandeln. Ein internationales Team aus Brasilien, Europa und den USA hat für eine Analyse in Nature zum ersten Mal das Zusammenwirken verschiedener Probleme betrachtet und zeichnet nun ein düstereres Bild als frühere Studien. "Wir nähern uns dem Kipppunkt schneller als gedacht", sagte der Erstautor Bernardo Flores von der Universidade Federal de Santa Catarina in Florianopolis der New York Times.

Die ökologische Bedeutung des Amazonasbeckens für die Welt ist immens. Es beherbergt ein Zehntel der globalen Biodiversität; oft finden sich auf einem einzelnen Quadratkilometer 300 verschiedene Baumarten. Insgesamt ist hier etwa 20-mal so viel Kohlenstoff gebunden, wie die Menschheit pro Jahr in Form von CO₂-Emissionen ausstößt. Würde auch nur ein Teil davon freigesetzt, etwa weil der Regenwald weiter schwindet, würde dies auch die Klimakrise verstärken.

Das Team betrachtete fünf Faktoren, die alle von der Menschheit beeinflusst werden

Doch bereits heute ist ein Sechstel der ursprünglichen Fläche abgeholzt oder durch andere menschliche Einflüsse empfindlich gestört. Außerdem leidet die Region aktuell unter einer schweren Dürre. In bereits geschädigten Gebieten können die Bäume keinen Vorteil aus dem höheren CO₂-Gehalt der Luft ziehen. Er kann im Prinzip auf die Pflanzen wie eine Art Dünger wirken, aber nicht, wenn der Boden bereits viele Nährstoffe verloren hat.

Das Team um Bernardo Flores und seine Kollegin Marina Hirota betrachtete fünf Faktoren gleichzeitig, die alle von der Menschheit beeinflusst werden: die Erderhitzung, die verringerten und schwankenden Regenmengen, Trockenphasen von mehr als fünf Monaten sowie Infrastruktur: Straßen durch den Amazonas fördern die - oft illegale - Abholzung; Schutzgebiete für Natur oder indigene Völker hingegen bremsen sie. Diese Faktoren bewertete das Forschungsteam mit einem Punktesystem und addierte die Belastungen. 47 Prozent der Fläche haben demnach bereits mehr als einen Stressfaktor, zehn Prozent sogar mehr als zwei, die in Zukunft ein Umkippen begünstigen könnten. Dass sich die Faktoren gegenseitig beeinflussen und zusammen noch stärker wirken könnten, als ihre Summe erwarten ließe, berücksichtigt die Studie nicht.

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"Dieses Papier beleuchtet eines der größten Probleme, mit denen Wälder nicht nur im Amazonasgebiet konfrontiert sind", sagt Susan Trumbore, Direktorin am Max-Planck-Institut für Biogeochemie in Jena, die an der Untersuchung nicht beteiligt war. Die Bedingungen lägen inzwischen außerhalb des Rahmens, in dem sich die Lebensräume entwickelt haben. "Es gibt so viel, was wir noch nicht darüber wissen, wie sich diese äußerst vielfältigen Wälder von Störungen erholen." Trumbore steht darum einer internationalen Gruppe vor, die den Lebensraum Amazonasregenwald von dem 325 Meter hohen Stahlturm Atto mitten im Urwald untersucht.

Auch in der Nature-Studie heißt es: Schützen könne die Menschheit die grüne Lunge vor allem durch das Begrenzen der Erderhitzung, die auch den Wasserhaushalt beeinträchtigt: Der Temperaturanstieg solle daher auf 1,5 Grad begrenzt werden. Bei der abgeholzten Fläche sei die Schwelle zur akuten Gefahr schon überschritten. Zehn Prozent Verlust könne der Lebensraum vertragen, daher müssten mindestens fünf Prozent wieder aufgeforstet und alles gestoppt werden, was den Regenwald weiter schwäche. Trumbore ergänzt: "Wenn wir auf eine sehr steile Klippe zusteuern, aber nicht wissen, wie weit sie entfernt ist, ist es besser, rechtzeitig auf die Bremse zu treten."

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