Abfallindustrie:Von Klärschlamm zu Dünger und E-Fuel: Pläne für Stavenhagen

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Die Klärschlammverbrennungsanlage im Bau. (Foto: Bernd Wüstneck/dpa/Archivbild)

Ab kommendem Jahr soll es auch im Nordosten eine große spezielle Anlage zur Verbrennung von Klärschlamm geben. Dabei geht es nicht nur um Entsorgung.

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Stavenhagen (dpa/mv) - Ab kommendem Jahr soll in Mecklenburg-Vorpommern im großen Stil Klärschlamm in einer speziellen Anlage verbrannt werden. In Zukunft soll die Abwärme der Anlage in (Mecklenburgische Seenplatte) Stavenhagen nicht nur für Fernwärme genutzt werden. Das Unternehmen EEW plant auch, Phosphor aus der Asche zu recyclen, um Dünger herzustellen. Entsprechende Konzepte stellte der Technische Geschäftsführer Morten Holpert am Donnerstag bei einem Besuch des Schweriner Wirtschaftsministers Reinahrd Meyer (SPD) vor.

Klärschlamm fällt bei der Abwasseraufbereitung an. Eine 2017 verabschiedete Novelle der Klärschlammverordnung sieht vor, die landwirtschaftliche Nutzung von Klärschlamm zu reduzieren und eine Phosphorrückgewinnung ab 2029 sicherzustellen.

Seit 2017 gibt es bereits in Bergen auf Rügen eine Verwertungsanlage für die Klärschlämme der Insel Rügen und Hiddensee. Dort können jährlich bis zu 2500 Tonnen Klarschlamm-Festmasse verbrannt werden. In Stavenhagen sollen jährlich bis zu 160.000 Tonnen gepresster Klärschlamm verbrannt werden - nach früheren Angaben soll dieser von Kommunen aus einem 100-Kilometer-Umkreis kommen, auch aus dem Norden Brandenburgs.

Nach Angaben der EEW handelt es sich um die größte derartige Anlage nördlich Berlins. Der Regelbetrieb soll Anfang kommenden Jahres beginnen.

In Rostock plant der Zusammenschluss mehrerer Kommunen ebenfalls den Bau einer Klärschlamm-Verbrennungsanlage. Die geplante Kapazität wurde zuletzt auch aus Kostengründen von ursprünglich jährlich 100.000 Tonnen auf 50.000 Tonnen halbiert. Mehrere ursprünglich Beteiligte haben sich mittlerweile Richtung Stavenhagen umorientiert.

Die Abwärme der dortigen Anlage soll in das Fernwärmenetz Stavenhagens eingespeist werden. Zudem gibt es Pläne, nach denen entstehendes CO2 für die Erzeugung von Methanol als grüner synthetischer Kraftstoff (E-Fuel) genutzt werden soll. Demnach würde ein mit erneuerbaren Energien betriebener Elektrolyseur den dafür notwendigen Wasserstoff liefern. Methanol kann etwa als Treibstoff für Schiffe genutzt werden.

„Die bevorstehende Klärschlammverwertungsanlage in Stavenhagen ist ein wegweisendes Projekt für Mecklenburg-Vorpommern“, lobte Meyer. „Es zeigt deutlich, wie innovative Ansätze nicht nur Umweltprobleme angehen, sondern auch neue Möglichkeiten für nachhaltige Wertschöpfung eröffnen können.“

EEW betreibt in Stavenhagen schon eine Verbrennungsanlage für energiereiche Reststoffe aus Hausmüll, deren Dampf und Energie bereits verwertet wird. Die Firma gehört seit 2016 zu 100 Prozent einem chinesischen Staatskonzern, hat rund 1400 Beschäftigte und betreibt 17 Anlagen zum Abfallrecycling in Deutschland, Holland und Luxemburg.

© dpa-infocom, dpa:230824-99-945701/2

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