Mensch und Maschine:Sex mit einem Roboter, eine gute Idee?

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Sexpuppe der Firma Real Doll - künftig sollen die Liebesroboter auch mit ihren Benutzern sprechen können (Foto: Quelle: RealDoll.com)

Wissenschaftler fordern ein Verbot von Sexrobotern. Doch das wäre verfrüht.

Kommentar von Christoph Behrens

Britische Boulevardmedien waren aus dem Häuschen. Skandalös, meinten die einen, ein Journalist schrieb von einem "Sex Festival". An der Uni! Der Anlass: Das Goldsmiths, University of London - ein College - richtet kommende Woche den Kongress "Love and Sex with Robots" aus, eine der ersten wissenschaftlichen Konferenzen über Sexroboter. Very funny, fanden viele.

Doch es ist alles andere als ein Witz, dass Forscher über Sex mit Maschinen sprechen. Die digitale Revolution hat längst auch das Liebesleben erfasst. Die Pornoindustrie investiert Millionen in vernetzte Spielzeuge und Virtual-Reality-Filme, die ein immer intensiveres Erleben ermöglichen sollen. Einen Schritt weiter gehen Firmen, die gerade humanoide Roboterfrauen entwickeln. Im Unterschied zu Gummipuppen können die Geräte der neuen Generation sich bewegen und dank Software mit dem Besitzer interagieren. Die Programme ermöglichen rudimentäre Gespräche und eine Art Persönlichkeit.

Verstärken Sexroboter Stereotype, oder helfen sie der Emanzipation?

Damit könnten Anwender in den Geräten mehr sehen als ein Spielzeug: eine vollwertige Person. Würde die Gesellschaft eine intime Beziehung zwischen Mensch und Maschine akzeptieren? Diese Vision mag zwar technisch noch weit weg sein (die meisten Produkte sind kaum ausgereift und exorbitant teuer), doch es formiert sich bereits Widerstand. Einige Wissenschaftler haben die "Kampagne gegen Sexroboter" ausgerufen und verlangen ein Entwicklungsverbot, wie es bereits für Kampfroboter gefordert wurde. Sexroboter würden Frauen wie Objekte darstellen und seien schädlich für die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau, so die Kritiker. Die Robo-Ethikerin Kathleen Richardson sieht gar Parallelen zur Prostitution.

Die Gegner treffen einen Punkt: Das Gros der Technik entwickeln Männer für Männer - weibliche Bedürfnisse und Sehnsüchte spielen da kaum eine Rolle. Doch es wäre verfrüht, die Forschung an Sexrobotern einzustellen. Die ethische Diskussion beginnt gerade erst, und es spricht auch einiges für die Robo-Partner. So könnten sie Menschen, die sich bei der Partnersuche schwertun, möglicherweise zu einer glücklichen Beziehung verhelfen. Oder Prostitution eindämmen, indem sie maschinell ersetzt wird - und damit Frauenrechte sogar stärken.

Bedenklich ist eher das Fernziel der Robotik: Maschinen zu bauen, die selbst Bewusstsein und Gefühle entwickeln. Derlei probieren KI-Forscher seit Langem ohne Erfolg. Sollte ausgerechnet der Pornobranche der Durchbruch gelingen? Eine groteske Vorstellung: Eines Tages kommt eine Maschine plötzlich zu Bewusstsein, und merkt als Erstes, dass sie nur da ist, um ausgebeutet zu werden.

© SZ vom 17.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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