Automobilindustrie:Hochrufe für den Arbeitsmarkt

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Kein Umdenken, nirgends: Den deutschen Autoherstellern werden ihre Produkte weltweit aus den Händen gerissen - die Branche will daher massiv neue Stellen schaffen. Dabei wären etwa Baden-Württembergs Ministerpräsidenten Kretschmann weniger Autos lieber als mehr.

Die zunehmende Motorisierung der Bevölkerung in Schwellenländern wie China beschleunigt zwar die Erderwärmung, doch für den deutschen Arbeitsmarkt ist sie ein Segen: Dank der massiven Nachfrage vor allem aus relativ weit industrialisierten Industrieländern wollen die drei größten deutschen Automobilzulieferer in diesem Jahr mindestens 6300 neue Arbeitsplätze im Inland schaffen.

Produktion eines Elektroantriebs beim weltgrößten Automobilzulieferer Bosch: Die deutsche Automobilindustrie verstärkt ihre Investitionen in die Elektromobilität. (Foto: dpa)

Wie die Wirtschaftszeitung Automobilwoche berichtete, plant Bosch mit 900 neuen Stellen, während Continental und Schaeffler zusammen 3400 sowie ZF Friedrichshafen 2000 Stellen schaffen wollen.

Auch die deutschen Autohersteller bauen dem Bericht zufolge ihre Kapazitäten innerhalb Deutschlands aus. Audi will demnach 1200 neue Experten für Elektromobilität und Leichtbau verpflichten. Daimler plane mit rund 2000 Neueinstellungen, BMW mit tausend. Mittelfristig sollen im Volkswagen-Konzern mit Audi zusammengerechnet 5000 bis 6000 Arbeitsplätze dazukommen.

Bei den neuen Stellen würden die Unternehmen auch zu einem guten Teil bisherige Leiharbeiter übernehmen, berichtete die Automobilwoche. Noch stärker fällt der Kapazitätsausbau dem Bericht zufolge im Ausland aus: Dort wolle zum Beispiel der Volkswagen-Konzern bis 2018 mehr als 50.000 neue Jobs anbieten.

Die genannten Zulieferer würden außerhalb Deutschlands allein 2011 über 27.900 neue Mitarbeiter einstellen. "Die deutsche Autoindustrie ist auf dem Weltmarkt hervorragend positioniert und auf Wachstumskurs", erklärte der Präsident des Verbandes der Deutschen Automobilindustrie (VDA), Matthias Wissmann.

Verbandschef Wissmann: "Perspektiven sehr ermutigend"

Die weitere Entwicklung hänge aber von weiterhin stabilen Rahmenbedingungen wie einer anhaltenden Nachfrage in China ab. Mögliche Risiken wie die Entwicklung der Rohstoff- und Energiepreise dürften nicht ausgeblendet werden. Unterm Strich seien die Perspektiven aber sehr ermutigend, sagte Wissmann der Automobilwoche.

Die Erfolgsmeldungen über den positiven Beitrag der Automobilindustrie für den deutschen Arbeitsmarkt kommen drei Wochen nach umstrittenen Äußerungen des damals designierten neuen Ministerpräsidenten Baden-Württembergs, Winfried Kretschmann. Der Grünen-Politiker hatte am Ostersonntag die deutsche Automobilindustrie dazu aufgefordert, künftig nicht mehr sondern weniger Autos zu bauen. "Weniger Autos sind natürlich besser als mehr", hatte Kretschmann der Zeitung Bild am Sonntag gesagt. Die deutschen Autohersteller sollen demnach in geringerem Maße produzieren und exportieren.

Der ökologische Umbau der Autoindustrie sei ein Kernprojekt seiner künftigen Arbeit, hatte Kretschmann betont und damit Widerspruch in der Branche und beim politischen Gegner provoziert: "Mit der Kampfansage an die Automobilindustrie ... setzt Grün-Rot den Erfolg des Wirtschaftsstandorts Baden-Württemberg in unverantwortlicher Weise aufs Spiel", hatte CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe auf Kretschmanns Vorstoß geantwortet.

© sueddeutsche.de/AFP/pak - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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